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Tiefe Fallzahlen bei Operationen sind gefährlich
Aus 10 vor 10 vom 10.03.2022.
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Mindestfallzahlen Wenn Spitälern beim Operieren die Routine fehlt

Laut neuer Studie müssten die Mindestfallzahlen für gewisse Eingriffe höher sein. Spitäler wollen davon nichts wissen.

Uri baut sein Kantonsspital aus, während andere kleine Spitäler ums Überleben kämpfen. Beim Besuch auf der Baustelle bedeckt eine Schicht Staub den Terrazzo-Boden und die Designer-Leuchten warten auf ihre Glühbirnen. Und doch ist erkennbar: Hier herrscht Hotel- statt Spital-Atmosphäre.

«Das war Absicht», sagt Spitaldirektor Fortunat von Planta beim Rundgang mit SRF, «wir wollen, dass man sich hier wohlfühlt und gesund wird.» Über 100 Millionen Franken kostet das neue Spital für die rund 37'000 Urnerinnen und Urner.

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Spitaldirektor Fortunat von Planta: «Wir wollen, dass man sich hier wohlfühlt und gesund wird»
Aus News-Clip vom 03.03.2022.
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In der Tagesklinik und den modernen Operationssälen sollen ab Sommer 2022 mehr Eingriffe als heute angeboten werden. Gälten auch für die Grundversorgung Mindestfallzahlen, wäre das für ein kleines Spital wie seines fatal, sagt der Spitaldirektor. «Das gesamte Gefüge würde nicht mehr funktionieren.»

Komplikationen wegen Unerfahrenheit

Die Mindestfallzahlen: Die Kantone sollen diese von ihren Spitälern für komplizierte Eingriffe verlangen. Das empfiehlt die Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK. Die Idee dahinter: Je höher die Fallzahlen, desto erfahrener die Teams im Operationssaal.

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Daniel Zahnd: «Die Mindestfallzahlen müssten höher sein»
Aus News-Clip vom 03.03.2022.
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Dass allerdings nicht alle Spitäler die nötige Routine haben für die Eingriffe, die sie anbieten: Das zeigt eine neue Studie von Daniel Zahnd, Spezialist für Qualität im Gesundheitswesen. Den Auftrag für die Studie gab der Versicherer Groupe Mutuel.

An vielen Orten werden die Mindetfallzahlen nicht befolgt. Und sie müssten höher sein.
Autor: Daniel Zahnd Studienautor

Bei 10 von 25 untersuchten Krankheitsgruppen seien die Mindestfallzahlen zu tief angesetzt, sagt die Studie. Sie zeigt, wie hoch die Fallzahlen mindestens sein müssten für eine bessere Behandlungsqualität. Die Ergebnisse lassen aufhorchen.

Der Zusammenhang zwischen Fallzahlen und Qualität zeige sich in einzelnen Beratungen der Schweizerischen Patientenorganisation SPO, sagt Geschäftsführerin Susanne Gedamke. «Uns begegnen Komplikationen, bei denen wir vermuten, dass sie auch mit der mangelnden Erfahrung zu tun haben.»

Sie fordert darum, dass alle Kantone die Mindestfallzahlen verbindlich einsetzen. «Zudem sollten sie höher sein, damit garantiert werden kann, dass die Fachleute Erfahrung haben mit den Eingriffen», sagt sie.

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Susanne Gedamke: «Uns begegnen Komplikationen, bei denen wir vermuten, dass sie auch mit der mangelnden Erfahrung zu tun haben»
Aus News-Clip vom 03.03.2022.
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«Jede Region ist anders»

Von dieser Forderung hält Fortunat von Planta nichts. Er ist im Spitalverband H+ die Stimme der kleinen Spitäler. Mindestfallzahlen machten im Bereich der hoch spezialisierten Medizin Sinn, aber nicht in der Grundversorgung. «Jede Region ist anders. In Zürich mit 29 Akutspitälern ist die Frage anders zu beantworten als im Kanton Uri mit nur einem Spital.»

Für den Urner Spitaldirektor sind Fallzahlen nicht alles, wenn es um Qualität geht: «Wir achten auf konstante Teams. Bei den Hüftoperationen etwa ist es ein Team, das seit langem zusammenarbeitet.»

Für die einen sind Mindestfallzahlen der Schlüssel zu besserer Qualität – für die anderen eine unliebsame Vorschrift. Patientinnen und Patienten bleibt nichts anderes übrig, als sich gut zu informieren, bevor sie sich unters Messer legen.

10vor10, 10.03.2022, 21.50 Uhr

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