Das Nachtleben hat verschiedene Gesichter. Für die Leute ist es Ausgleich und Fest. Für die Leute, die im Nachtleben arbeiten, ist es aber auch anstrengend, man muss fit sein. Nicht nur körperlich, sondern auch fit für viele verschiedene Situationen.
Die Szene ändert sich. Es kommen legale und illegale Substanzen dazu. Auch der Jugendschutz, also die Frage, ob jemand alt genug für Alkohol oder Tabak ist, ist in der Praxis oft komplizierter als auf dem Papier.
Jugendschutz ist immer ein Thema. Es tauchen wieder und wieder neue Fragen auf.
Aus diesem Grund bietet die Stadt Bern zusammen mit dem Blauen Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg und der Stiftung Contact einen Kurs an, der sich an Angestellte im Nachtleben richtet. Es geht um Jugendschutz und Mischkonsum von Alkohol und illegalen Drogen.
«Jugendschutz ist immer ein Thema, es tauchen immer wieder neue Fragen auf. So fallen seit letztem Jahr zum Beispiel im Kanton Bern neue Produkte unter das Tabakgesetz. Da merken wir, dass Aufklärungsbedarf besteht», sagt Lea Leuenberger, Fachmitarbeiterin Prävention beim Blauen Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg. Sie leitet den Kurs zusammen mit Hans-Jakob Deinzer, Sozialarbeiter bei der Stiftung Contact.
Mit dem neuen Kurs und der Zusammenarbeit mit Contact reagiere man auf die Realität im Ausgang: «Da Konsumentinnen und Konsumenten ihre Drogen bei uns testen lassen können, kennen wir die neuen Entwicklungen. Der Mischkonsum wird zum Beispiel immer aktueller», so Deinzer. «Der Kurs gibt uns die Möglichkeit, das Thema Nachtleben vollumfänglich zu behandeln, also den Jugendschutz und die Risiken illegaler Substanzen zu verbinden.»
Schulung trotz weniger Anmeldungen notwendig
Am Nachmittagsblock der Schulung vom 13. September nahmen gerade einmal vier Leute teil, am Abendblock neun. Das wirft die Frage auf: Braucht die Szene das Angebot überhaupt? «Ich finde es wichtig, dass der Kurs weiter betrieben wird. Gerade dass nur wenige Leute kommen zeigt, dass noch Luft nach oben ist. Es ist wichtig, die Informationen zur Verfügung zu stellen», sagt Deinzer. Neben dem Faktenwissen sei auch Praxiserfahrung wichtig.
Diese haben auch die Teilnehmenden. Zwei Mitarbeitende eines Berner Clubs sagen, es helfe ihnen, trotz der Arbeitserfahrung, dabei zu sein: «Ich höre die gesetzlichen Grundlagen wieder einmal und sehe, wie ich mit brenzligen Situationen umgehen kann.» sagt Valérie.
Ihr Arbeitskollege Lorenz fügt an: «Es kann zu kritischen Situationen kommen, auf die ich nicht vorbereitet bin. Ich möchte parat sein und sicher reagieren können.» Wirklich brenzlige Situationen hätten die beiden noch keine erlebt.
Unsicher sei man zum Teil aber schon, sagt der Barkeeper: «Gerade, wenn eine Gruppe kommt, wo man vermutet, dass noch nicht alle 18 Jahre alt sind und jemand Getränke für alle bestellt, kann schon Unsicherheit entstehen.» Hier könne der Kurs Abhilfe schaffen.
Vom einfachen Merkblatt bis zur internen Schulung gibt es alles.
Betreffend Jugendschutz bekämen zwar die meisten eine grundsätzliche Einweisung durch ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, das Niveau sei aber sehr unterschiedlich. «Vom einfachen Merkblatt bis zur internen Schulung gibt es alles.» Gerade für das vertiefte Besprechen einzelner Situationen biete sich eine Schulung an, sagt Lea Leuenberger.
Ein Obligatorium könne nur aus der Politik kommen. In Einzelfällen gebe es das sogar, jedoch in der Regel nur nach Verstoss gegen die gesetzlichen Bestimmungen. «Was wir tun können, ist die Kurse anzubieten und die Leute so zu informieren.»