Es ist schon ein paar Jahre her, aber der heutige Generaloberer Josef Meili erinnert sich daran als wäre es gestern gewesen: An die Zeit, als er als Missionar für die Missionsgesellschaft Bethlehem SMB in Taiwan war. Für den 79-Jährigen war Taiwan 20 Jahre lange seine Heimat. Im Land in Ost-Asien machen Christen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aus. Josef Meili war dort dennoch als Pfarrer tätig. «Ich habe mit der Bevölkerung dort das Leben geteilt und habe viele Freundschaften geschlossen.»
Von Immensee aus in die weite Welt
Die Missionsgesellschaft Bethlehem ist die einzige katholische Missionsgesellschaft der Schweiz. Ihre Ursprünge gehen bis Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Offiziell gegründet wurde sie 1921. Das Mutterhaus steht seit jeher in Immensee im Kanton Schwyz.
Die Missionare aus Immensee zogen somit aus dem Innersten der Schweiz in die abgelegensten, ärmsten Winkel dieser Welt. Ihr Ziel bis heute: sich für Benachteiligte einzusetzen, den interkulturellen und interreligiösen Austausch zu fördern sowie das Wort Gottes zu verkünden. «Es ging aber nicht ums Bekehren, sondern darum, Beziehungen aufzubauen», sagt Josef Meili.
Er habe damals zuerst chinesisch und taiwanesisch lernen müssen, bis er sich mit den Einheimischen richtig habe austauschen können. Er war nicht der erste Missionar in dieser Region. Bereits 1924 reisten drei Missionare nach China.
In der Blütezeit zählte die Missionsgesellschaft gut 400 Mitglieder und war auf den vier Kontinenten Asien, Afrika, Amerika und Europa sowie in 16 Ländern aktiv. Die Missionare schufen Werke in einem grossen Umfang: Spitäler, Werkstätten, Staudämme oder Schulen – alleine in Simbabwe zum Beispiel 270.
Auch Josef Meili hat sich in Taiwan im Bildungsbereich eingesetzt und eine Berufsmittelschule gegründet: «Ziel war es immer, die lokalen Menschen auszubilden, damit sie selbstständig werden». Josef Meili musste 1993 Taiwan wieder verlassen und ins Mutterhaus nach Immensee zurückkehren. Der Grund: Er wurde zum obersten Chef, zum Generaloberer der SMB gewählt. Die Nachricht, plötzlich zurückkehren zu müssen, sei für ihn damals ein Schock gewesen, sagt er.
Viele von den damaligen Missionaren leben heute wieder in Immensee. Die Gemeinschaft ist auf nur noch 50 Mitglieder geschrumpft. Im Ausland sind es noch wenige.
Dunkles Kapitel wurde aufgearbeitet
Mit ihrem Engagement im Ausland hat sich die Missionsgesellschaft Bethlehem in der Entwicklungsarbeit einen Namen gemacht. Allerdings gibt es in ihrer 100-jährigen Geschichte auch ein düsteres Kapitel: das von sexuellen Übergriffen durch Priester in der Schweiz. Die SMB hat früher auch das Gymnasium in Immensee geführt. Heute weiss man, dass einzelne Priester in den 1950er und 1960er-Jahre Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Die SMB hat diese Vorfälle von zwei Historikerinnen aufarbeiten lassen und den Bericht öffentlich gemacht.
Die Missionsgesellschaft führt die Mittelschule in Immensee schon länger nicht mehr.
Bauen für die Zukunft
Keine eigene Schule mehr, nur noch wenige Auslandseinsätze. Was bleibt der SMB heute? Land und Immobilien. Ein Grossprojekt auf dem Areal direkt neben dem Mutterhaus ist am Entstehen: die Mehrgenerationen-Siedlung «Im Bethlehem». In vier Bauetappen entstehen insgesamt zwölf Gebäude mit rund 150 Wohnungen.
Die erste Etappe der neuen Siedlung in Immensee mit 51 Wohnungen steht bereits. Sie hat rund 36 Millionen Franken gekostet. Geplant sind drei weitere Etappen für rund 75 Millionen Franken.