Seit der ersten Pandemiewelle ist die Pflege als kritische Infrastruktur bekannt. Das Personal ist erschöpft. Trotzdem hat man sich – zumindest in den Heimen – so gut wie möglich auf die Personalausfälle vorbereitet, sagt der Branchenverband Curaviva.
Die Situation könne durch Einsätze von Ehemaligen, Freiwilligen oder Austausch stabilisiert werden. Falls es trotzdem zu einer Unterbesetzung kommt, müsse jedoch auf strategische Reserven zurückgegriffen werden. Das heisst: Zivilschutz und Zivildienst würden zum Einsatz kommen. Auch Armeeeinsätze würden vom Verband begrüsst werden.
Die Post beobachtet aufmerksam
Grosse Personalausfälle würden für die Post grosse Herausforderungen bedeuten. Aus diesem Grund analysiere man die Situation stetig und arbeite Szenarien aus, die einerseits Schutzmassnahmen betreffen, andererseits auf grossflächige Ausfälle reagieren.
Denkbar wären für letztere interne Personalverschiebungen, oder das Einstellen von Temporär-Kräften. Als äusserstes Mittel wäre auch hier ein Einsatz des Zivilschutzes denkbar.
Bahnausfälle wie in England?
Grossbritannien hat wegen des Virus gerade mit grösseren Personalausfällen im öffentlichen Verkehr zu kämpfen – etliche Züge fallen aus. Ist ein ähnliches Szenario auch in der Schweiz denkbar?
Bei der Räthischen Bahn sind vor allem die Lokführer eine kritische Berufsgruppe. Bei einem Personalausfall von 20 Prozent müssten Lokführer aus anderen Regionen zugezogen werden, bei noch grösseren Ausfällen Angebote zurückgefahren werden.
Grössere ÖV-Unternehmen wie die SBB oder BLS geben sich auf Anfrage der Tagesschau bedeckt. Die Personalsituationen seien stabil und die Schutzkonzepte bewährt.
In der Energiebranche hilft die Digitalisierung
In der Energiebranche digitalisieren Unternehmen wie die BKW vor allem den Betrieb ihrer Wasserkraftwerke seit geraumer Zeit. Ein Vorteil in einer Pandemie: «Es ist heute möglich, die Anlagen bei Bedarf zum Teil ferngesteuert zu betreiben», sagt Pressesprecher Markus Ehringer. So könnten auch Personen, die sich gesund, aber in Quarantäne befinden, ihrer Arbeit nachgehen.
Auch die Zentrale Leitstellen in der Stromverteilung wurden bereits im letzten Lockdown mit einem minimalen Personalaufkommen im Notfallbetrieb bedient. Im äussersten Notfall könne auch diese Arbeit von Zuhause aus verrichtet werden.
Auch bei Axpo habe die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit oberste Priorität. Genauere Informationen zu Szenarien oder der Arbeitsweise im Fall von flächigen Personalausfällen wurden gegenüber SRF nicht vorgelegt.
Keine Probleme bei Grossisten, Polizei und Feuerwehr
Die Grossisten Migros und Coop geben auf Anfrage keine detaillierten Informationen zu möglichen Szenarien. Migros verzeichne momentan nicht mehr Krankheitsausfälle als in anderen Jahren, beobachte die Situation aber aufmerksam. Bei Coop seien diverse Vorkehrungen getroffen worden, die bereits aus früheren Wellen bekannt waren. Der Versorgungsauftrag habe stets erfüllt werden können.
Swissfire, der Dachverband der Feuerwehren, verweist vor allem auf die regionale Vernetzung der Feuerwehren. Gäbe es in Stützpunkten Engpässe, so würden Nachbarfeuerwehren im Aufgebot ebenfalls alarmiert. Die Einsatzfähigkeit bleibe so jederzeit gewährleistet.
Die meisten Polizeicorps geben sich auf Nachfragen nach möglichen Engpässen bedeckt, die Betreuung sei sichergestellt.