Da sitzt er, mit Badelatschen, gepunkteter Badehose und einer Glace im Mund. Papa Moll beobachtet im Thermalbad von Bad Zurzach das Geschehen im Kinderbecken, gemütlich von einer Bank aus. Auch mit 70 Jahren sieht er zufrieden aus – und ist beliebt bei Jung und Alt. Dies zeigt seine Karriere zum Werbeträger für Bad Zurzach Tourismus.
1952 wurde zum ersten Mal ein Band der Geschichte von Papa Moll mit seiner Frau Mama Moll, den drei Kindern Willy, Fritz und Evi und dem Dackel Tschips veröffentlicht. Dies im Junior-Heftli, das damals wie heute u.a. in Drogerien gratis auflag.
Papa Moll als Alternative zu Micky Maus
Erfunden und gezeichnet hat Papa Moll die Malerin Edith Oppenheim-Jonas. Die damalige Nebelspalter-Karikaturistin hatte von Pro Juventute den Auftrag erhalten, einen Schweizer Comic zu entwerfen. Dies als Alternative zu den dominierenden amerikanischen Comics - Papa Moll als Schweizer Antipode zu Micky Maus und Donald Duck.
Die Inspiration für die Geschichten erhielt Oppenheim-Jonas zu Hause, erzählt ihr Sohn Roy Oppenheim: «Sie hatte selbst drei Kinder, auch Papa Moll hatte drei Kinder. Aus den ersten 20 Jahren Papa Moll kommen 80 Prozent der Geschichten aus der eigenen Familie», schmunzelt Oppenheim.
Der Erfolg des Comics stellte sich bald ein und die Geschichten wurden in eigenen Bänden publiziert. Mittlerweile gibt es 35 Papa-Moll-Bücher, das neuste erscheint in diesen Tagen. 1.6 Millionen Papa-Moll-Bücher wurden verkauft, die Geschichten sind auch auf Kassetten und CDs erschienen und 2017 sogar als Spielfilm.
Seit dem Tod von Edith Oppenheim-Jonas im Jahr 2001 übernahmen andere Zeichnerinnen und Zeichner. Die Geschichten aus der Kleinfamilie aus den 1950er-Jahren erschien vielen Verlegern bald veraltet. Die Figuren sind heute denn auch nicht mehr die exakt gleichen wie vor 70 Jahren. Evi trägt Jeans statt Rock und Mama Moll steht nicht mehr den ganzen Tag in der Küche.
Einer hat sich dabei allerdings kaum verändert: Papa Moll. So steht er auch im zweitneusten Band mit weissem Hemd und schwarzer Krawatte im Garten. «Moll ist kein Trottel, kein Blödian. Er meint es gut, will immer gute Lösungen», erklärt Roy Oppenheim das Erfolgsrezept für die Figur mit den fünf Haaren auf dem Kopf.
Ein Erfolgsrezept, das offenbar bis heute zieht. Zum Beispiel in Bad Zurzach, wo Papa Moll seit 2011 als Werbefigur eingesetzt wird. Es gibt, neben dem Bad, einen Papa-Moll-Rätselweg, ein Papa-Moll-Minigolf, einen Papa-Moll-Spielplatz und ein Papa-Moll-Fest. Papa Moll sei eine ideale Werbefigur, sagt Peter Schläpfer, Geschäftsführer von Bad Zurzach Tourismus. Denn die Geschichten seien sowohl Kindern wie Eltern und Grosseltern bekannt.
Verstaubt seien die Geschichten von Papa Moll trotz des veralteten Familienbilds nicht, betont Peter Schläpfer. Es seien Geschichten, die Familien im Alltag passieren und deshalb auch von vielen wiedererkannt würden. In Bad Zurzach habe man gute Erfahrungen gemacht, seit die Molls Werbeträger wurden.
«Familien kommen gerne in unser Thermalbad», sagt Schläpfer. «Beim Papa-Moll-Rätselweg wurden wir in den letzten Jahren fast überflutet von Familien, die auf den Weg wollten», deshalb arbeite man aktuell an einem zweiten Rätselweg.
Papa Moll ist auch mit 70 Jahren auf dem Buckel offenbar beliebt. Dass er einmal als Sympathie- und Werbeträger für eine Tourismusdestination steht, hätte er sich wahrscheinlich 1952 auch nicht gedacht.