- In der Westschweiz demonstrieren Bauarbeiter und Bauarbeiterinnen, weil sie eine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen befürchten.
- Insgesamt demonstrierten rund 7000 Bauarbeiter und Bauarbeiterinnen in fünf Städten der Westschweiz an zwei Protesttagen.
Hintergrund des Streiks der Baubranche ist die Erneuerung des Landesmantelvertrags (LMV), der Ende des Jahres ausläuft. Trotz sechs Verhandlungsrunden konnten sich die Sozialpartner noch immer nicht einigen. Ein Scheitern würde zu einem vertragslosen Zustand führen.
Bauarbeitenden prangern an, dass die Arbeitgeber die Arbeitszeiten zu stark flexibilisieren wollten. Dies würde zu langen Arbeitstagen im Sommer und einem hohen Grad an Untätigkeit in den Wintermonaten führen. «Das wäre eine Rückkehr in die Zeit der Saisonarbeiter, ein Schritt 50 Jahre zurück», sagte Unia-Gewerkschaftssekretär José Sebastiao.
Die Demonstrierenden blockierten am Montag fast eine Stunde lang die zentrale Mont-Blanc-Brücke. Es meldeten sich verschiedene Redner zu Wort. «Diese Brücke, die ihr, wie den Rest dieses Landes, gebaut habt, ist das Symbol all eurer solidarischen Kämpfe», rief zum Beispiel Thierry Horner von der Gewerkschaft SIT in die Menschenmenge.
Spaltung der Arbeitnehmer befürchtet
Horner verurteilte die Absicht des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV), neben einer weiteren Flexibilisierung der Arbeit auch den Leistungslohn einführen zu wollen. «Das ist ein Weg, die Arbeitnehmer zu spalten.» Er wies auch darauf hin, dass sich auf den Baustellen die Todesfälle häuften und alle zwei Wochen ein Toter zu beklagen sei.
«Nach der Covidpandemie habt ihr unter der Hitzewelle unermüdlich gearbeitet, auf Kosten eurer Gesundheit», fügte Horner hinzu. «Heute seid ihr aufgestanden, stolz, und streikt, um auf die Arroganz und die Verachtung des SBV zu antworten. Wir werden für diesen Vertrag kämpfen», versprach José Sebastiao.
Streiks in der ganzen Schweiz
Der Unia-Vertreter erinnerte daran, dass die Streikbewegung der Bauarbeiter und Bauarbeiterinnen die gesamte Westschweiz betreffe. Die Demonstrierenden legten am Montag sowie Dienstag in den fünf Städten Genf, Lausanne, Freiburg, La-Chaux-de-Fonds und Delsberg ihre Arbeit nieder. Mitte Oktober waren bereits die Tessiner Bauarbeiter auf die Strasse gegangen, Ende Oktober und Anfang November demonstrierten die Bauarbeitenden im Wallis und in der Nordwestschweiz in Basel. Am Freitag, 11. November, ist der Protesttag in Zürich geplant.
Gehe es nach den Baumeistern, sollten ältere und erfahrene Bauarbeiter akzeptieren, dass sie schneller gekündigt und in tiefere Lohnklassen abgestuft werden können, kritisieren die Gewerkschaften. Für die Bauarbeiter sei dieser Angriff auf ihre Würde inakzeptabel, schreiben die Gewerkschaften Unia und Syna in einer Medienmitteilung.