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Monteviasco will zu Tessin Italienisches Bergdorf will zur Schweiz gehören

Monteviasco ist nur zu Fuss zu erreichen. Mit dem Beitritt will das Dorf in Italien Schluss machen mit der Abgeschiedenheit.

Eingebettet zwischen dem Lago Maggiore, dem Monte Tamaro und Lugano liegt das kleine italienische Dorf Monteviasco. Klingt idyllisch, doch im Dorf brodelt es.  Seit 2018 ist Monteviasco quasi von der Aussenwelt abgeschnitten. Wer vom Tal ins Bergdorf will, braucht einen langen Atem: Erreichbar ist das Dorf nämlich nur zu Fuss. 1400 Treppenstufen muss man unter die Füsse nehmen, um ins Bergdorf zu gelangen.

Viele Bäume und Natur, mittendrin ein kleines Dorf.
Legende: Das abgeschiedene Dörfchen Monteviasco in Italien. RSI

Zwar gibt es eine Seilbahn. Aufgrund eines Todesfalls ist die aber seit 2018 nicht mehr in Betrieb. Und der italienische Staat scheint auch nichts dagegen zu unternehmen. Nun nimmt das Dorf sein Schicksal selbst in die Hand: In einem provokanten Brief fordern die Einwohner die Angliederung an die Schweiz. «Wenn das Herunterziehen der Landesgrenze helfen würde, den Fesseln der italienischen Bürokratie zu entkommen, dann ist die Schweiz willkommen.»

Warenlift.
Legende: Die eigentliche Seilbahn steht seit 2018 still – in Betrieb ist nur noch ein kleiner Warenlift. RSI

Monteviasco ist nicht das erste Dorf oder Region, das einen Beitritt zur Schweiz erwägt.

  • Im März 2012 wollte eine Internetpetition die Lombardei zu einem Schweizer Kanton machen. Innerhalb von sechs Tagen hatten 20'000 Personen unterschrieben. Um eine Volksabstimmung erwirken zu können, hätten aber 500'000 Unterschriften gesammelt werden müssen.
  • Kein Gesuch von italienischer sondern von der Schweizer Seite gab es 2019. Finanziell stand es schlecht um die italienische Exklave Campione d'Italia . Der Tessiner Regierungsrat Norman Gobbi von der Lega bot an, das Dorf einzuschweizern , wenn Italien nicht schaffe, es aus der Krise zu führen.
  • Zu einem offiziellen Gesuch von Premana ist es nie gekommen. Doch der ehemalige Bürgermeister Pietro Caverio hatte ein solches in seiner Schublade, wie die Luzerner Zeitung berichtete. Die Gründe für das Ansinnen zum Schweiz-Beitritt sind ähnlich wie bei Monteviasco: «Natürlich ist der Gedanke zunächst eine Provokation. Aber ich halte den Beitritt zur Schweiz für eine ernsthafte Option. Wir sind ein Bergdorf und würden zu euch passen. Im Gegensatz zur Schweiz vernachlässigt Italien die Berggebiete und die kleinen Regionen», sagte Caverio.
  • 2014 meldeten sich unzufriedene Sarden bei der Schweiz und baten um einen Beitritt. Ihr Vorhaben erläuterte die Gruppe aus Sardinien Bundesrat Ueli Maurer in einem Brief. Auslöser war die Äusserung von Ueli Maurer, die Schweiz hätte keine Probleme, die Lombardei einzugliedern.

Ganz ernst ist es den Bewohnern von Monteviasco mit ihrem Brief aber offenbar nicht. Wie die Zeitung «Prealpina» schreibt, zielt der Brief darauf ab, die Debatte über die Zukunft des Tals neu zu entfachen. Stattdessen würden Politiker um Kredite für die Sanierung des Sacro Monte in Varese konkurrieren, heisst es im Brief weiter. «Wir wünschten, diese Polemik würde sich um Monteviasco drehen.»

SRF 4 News, 2.11.2022, 10:30 Uhr ; 

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