Markus Meyer wollte sein Geld ökologisch anlegen. Das Angebot der Zürcher Firma Sharewood kam ihm gerade recht: «Weil ich viel fliege, wollte ich meinen CO2-Haushalt mit einem Investment in Bäume ein wenig kompensieren.» Sharewood wirbt mit Edelholz als ökologische Wertanlage. Mit dem Kauf, der Aufzucht und dem späteren Verkauf von Balsa-, Eukalyptus- oder Teakbäumen seien jährlich «6 bis 12 Prozent Rendite» zu erwirtschaften. Im Newsletter verspricht Sharewood die «Rendite 100 Prozent steuerfrei!».
Auch nach drei Jahren noch kein Geld
«Natürlich habe ich nicht mit derartigen Renditen gerechnet», sagt Meyer. Viel wichtiger war es für ihn, das Investment nach fünf Jahren wieder zurückzuhaben. «Wenn es da einen schönen Bonus gibt, der etwas höher als der Durchschnitt liegt, bin ich bereits zufrieden.»
Meyer hatte im Jahr 2010 für 6300 Euro Teakbäume und für 9300 Euro Balsabäume gekauft. Die schnell wachsenden Balsabäume hätten gemäss Prognose im Vertrag 2015 gefällt werden sollen und das Holz 14'360 Euro Ertrag einbringen sollen. Bis heute hat Markus Meyer für sein Balsaholz keinen einzigen Cent erhalten.
Sharewood bestätigt «Kassensturz»: «Bis jetzt haben wir für das Balsaholz keinen Abnehmer gefunden, der bereit wäre, einen Preis zu zahlen, welcher für die Baumeigentümer einen Gewinn ergeben hätte.» Kein Wunder: Die Preise fürs Balsaholz sind im Keller. Beim Hauptabnehmer USA sind die Preise von 2017 auf 2018 um 50 Prozent gesunken. Eine Schreckensmeldung, die viele der 2300 Sharewood-Kunden beängstigen wird.
«Kassensturz» weiss, dass Sharewood Kundengelder für 12 Millionen Franken in Balsabäume angelegt hat. Das Leichtholz wird vor allem im Modellbau oder industriell auch im Flugzeug- und Schiffbau, bei Wohnwagen und Brücken eingesetzt. Dieses Investment sei in Gefahr, sagt Jürgen Blaser, Professor für internationale Waldwissenschaften und Klimawandel an der Fachhochschule Bern: «Balsa wächst sehr schnell. Deshalb ist es auch nicht dauerhaft.»
Die Ernte aus dem Jahr 2015 sei überfällig: «Viel länger stehen lassen kann Sharewood die achtjährigen Bäume nicht. Denn ab neun, zehn Jahren verliert das Holz an Qualität.» Das Holz früher zu schneiden und ein zwei Jahre abzuwarten, bis der Markt anzieht, gehe auch nicht. «Wenn das Balsa-Holz geschnitten ist und ein paar Wochen oder Monate herumliegt, dann verrottet es.»
Bei seinem Investment in Teakbäume kann Markus Meyer wenigstens hoffen. Teakbäume wachsen viel langsamer. Die Ernte ist deshalb erst auf das Jahr 2028 prognostiziert.
Allerdings hält Sharewood auch beim Teak die Versprechungen nicht. Um Platz zu schaffen, müssen Teakbaum-Plantagen regelmässig ausgeforstet werden. Sharewood verspricht aus diesen Ausforstungen Zwischenerträge. Im Jahr 2015 hätte Meyer 1069 Franken erhalten sollen. Auf das Geld wartet er noch immer.
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Unrealistische Rendite-Versprechen
Meyer ist kein Einzelfall: «Kassensturz» hat mit 20 Sharewood-Kunden telefoniert und gemailt. Alle sagen dasselbe: Kleine Beträge für zwei, drei Hundert Franken werden ausbezahlt. Beträge im vierstelligen Bereich aber selten bis nie.
Die Traumrenditen, die Sharewood verspricht, sind nicht realistisch, sagt Experte Jürgen Blaser. «Man kann durchaus Gewinne machen mit Teak, aber höchstens in einer Grössenordnung von drei bis vier Prozent pro Jahr.» Die von Sharewood versprochenen zwölf Prozent seien illusorisch. «Ich sehe nicht, wie man auf diese Zahlen kommen kann. Wenn das Holz zu schnell wächst, zum Beispiel bei Teak, dann hat es nicht die Qualität, wenn es zu langsam wächst, dann hat es nicht die Dimension, um genügend Quantität zu liefern.»
Jürgen Blaser, Professor für internationale Waldwissenschaften und Klimawandel an der Fachhochschule Bern, über die wahren Renditen bei Edelhölzern:
Sharewood schreibt: «Wir geben keine Renditeversprechen ab. Wir zeigen aufgrund historischer Werte und ökonomischer Betrachtungen auf, welches Potential die Bäume haben können.» Sharewood habe bei 22 Baumernten Holz verkauft und dabei für die Baumeigentümer Gewinne zwischen 6 und 8,9 Prozent pro Jahr erzielt. Allerdings: Zu diesen Zahlen liegen «Kassensturz» keine Belege vor.
Letztes Jahr feierte Sharewood das 10-jährige Jubiläum. Dieses Jahr muss sich die Firma um Gründer und CEO Peter Möckli mit Fehlplanungen beim Balsa-Holz und illusorischen Rendite-Versprechen beim Teakholz auseinandersetzen. Und mit Kunden, die um ihre Investitionen bangen. Gesamthaft haben sie bei Sharewood 100 Millionen investiert.
Zusammenarbeit mit vorbestraften Betrüger
Pikant: «Kassensturz» weiss, dass Peter Möckli bei der Auswahl seiner Telefonverkäufer nicht in erster Linie auf Seriosität, sondern auf Umsatz setzt. Um den Absatz anzukurbeln, engagierte Möckli 2010 den Verkaufsprofi Jürgen Käfer. Käfer ist ein vorbestrafter Betrüger: Mit seiner zwielichtigen Verkäufer-Truppe hatte er zwei Jahre zuvor mit faulen Aktien 20 Millionen Franken ertrogen.
Käfer und seine Telefonverkäufer arbeiteten bei Sharewood auf Provisionsbasis. Das bedeutet: Ein Teil der Sharewood-Kundengelder flossen über Provisionen direkt zu Betrüger Käfer.
«Kassensturz» fragte Sharewood, wie man auf die Idee kommen kann, in einem derart sensiblen Bereich einen notorischen Betrüger zu engagieren: Sharewood schreibt: «Zu damaliger Zeit war uns nichts Negatives bekannt über Jürgen Käfer.» Seltsam. Über Jürgen Käfer schrieben damals mehrfach «Blick», «Beobachter», «K-Tipp» und «Tagesanzeiger».