Die Schweiz ist ein Land des öffentlichen Verkehrs und der Tunnel. Wenn es nach Beat Rieder geht, soll ein weiterer 22 Kilometer langer Tunnel zwischen dem Goms und dem Haslital dazukommen. «Beim Grimseltunnel handelt es sich um eine einzigartige Projektierung, ein Bündelungsprojekt von Bahn und Hochspannungsleitung in einem langen Tunnel, erstmalig in Europa und beispielgebend zu tragbaren Kosten.»
Der Walliser Mitte-Ständerat sprach von 750 Millionen Franken. Er war auch überzeugt, dass es bei diesem Projekt im Unterschied zu anderen Tunnelbauten keine substanziellen Mehrkosten geben werde. Nirgends in der gesamten Schweiz sei der Granit, das Gestein, so erfasst wie bei der Grimsel.
«Gut gemeinte Motion geht zu weit»
Als Ständerat und Verwaltungsrat der Grimselbahn vertritt Rieder natürlich die Interessen der Region, die zwar viel für die Schweiz mache, aber das Gefühl habe, vernachlässigt zu werden. Beat Rieder zitierte aus einem Brief eines Gemeindepräsidenten des Haslitals: «Wir haben es satt, ohne Gegenleistung in unserem Tal Grossbaustellen zur Sicherung der Energieversorgung der Schweiz zu haben.»
Deshalb soll Bundesbern mit dem multifunktionalen Grimseltunnel – Strom und Bahn – endlich etwas für die dortige Bevölkerung tun. Ein Anliegen, für das die anderen Ständeräte viel Verständnis hatten. Trotzdem sprenge Rieders Vorstoss den Rahmen, wenn er für ein einzelnes Infrastrukturprojekt einen Finanzierungsbeschluss fordere, sagte etwa der Urner FDP-Vertreter Josef Dittli. «Dort geht diese gut gemeinte Motion von Kollege Rieder zu weit.»
Wo würde das enden, wenn der Bund plötzlich die Finanzierung für einzelne Bahnprojekte gutheissen würde? Prompt meldeten daraufhin auch andere Ratsmitglieder ihre regionalen Wünsche an, etwa Andrea Gmür-Schönenberger (Mitte/LU). «Wir warten nämlich zum Beispiel in Luzern schon seit einem halben Jahrhundert auf die dringend notwendigen Ausbauten der Infrastrukturen am Knoten Luzern und in Richtung Zürich.» Oder die Basler SP-Vertreterin Eva Herzog: «Ich möchte den Reigen natürlich vervollständigen und Sie daran erinnern, dass es ein Projekt Bahnknoten Basel gibt, das auch Mittel braucht.»
Vorstoss findet keine Mehrheit
Gleichwohl war der Ständerat der Meinung, dass man die notwendige neue Starkstromleitung zwischen dem Wallis und Bern und einen neuen Bandtunnel gemeinsam planen soll. Der Rat hat deshalb einstimmig eine entsprechende Planungsmotion überwiesen. Herzog fügte hinzu, dass sie Rieder dazu gratulieren wolle, wie viel er erreicht habe mit seiner Motion. Trotzdem forderte sie die Ratsmitglieder auf, diese abzulehnen, weil in der Motion der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) sein Anliegen enthalten sei.
Darauf ergriff Beat Rieder nochmals das Wort. Er sei sehr froh, dass der Bundesrat dem Ständerat dargelegt habe, dass die Grimselregion eine der Hauptbatterien für die Energieversorgungssicherheit der Schweiz darstelle, ohne deren Energie weder der Durchgangsbahnhof Luzern noch der Bahnhof Basel betrieben werden könne. «In diesem Sinne ziehe ich meine Motion zugunsten der Kommissionsmotion zurück.»
Nun geht das Geschäft in den Nationalrat. Mit dem Bau für den neuen Tunnel könnte frühestens 2027 begonnen werden.