In der Nacht auf den 20. Dezember 1947 kommt es in einem militärischen Munitionslager im Kandertal zu mehreren Explosionen. Im Lager sind rund 7000 Bruttotonnen Kriegsmaterial eingelagert: Patronen, Geschosse, Tretminen, Splitterbomben, Fliegerbomben.
«Die Explosion ist so stark, dass die Seismographen im fernen Zürich ein Erdbeben registrieren.» So berichtete die «Neue Zürcher Zeitung» über das Unglück im Dorf Mitholz im Berner Oberland.
Die Katastrophe von Mitholz 1947
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Bild 1 von 10. Nach der Schreckensnacht in Mitholz zeugen Trümmer und beschädigte Häuser von der Katastrophe. Es ist die Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 1947, als sich in der Gemeinde Kandergrund im Berner Oberland eine der grössten Explosionskatastrophen der Schweiz ereignet. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. In einem Munitionslager der Schweizer Armee kommt es zu einer Reihe schwerer Explosionen. Rund 4000 von 7000 Tonnen eingelagerter Munition explodieren oder verbrennen. Im Bild: Die zugemauerten Stolleneingänge des ehemaligen Munitionslagers. Bildquelle: VBS.
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Bild 3 von 10. Einer der Stollen nach der Explosion. Bildquelle: VBS.
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Bild 4 von 10. Die Felswand, in der sich das Munitionsdepot befindet, stürzt ein, wobei sich etwa 250'000 Kubikmeter Gestein lösen. Bildquelle: VBS.
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Bild 5 von 10. Neun Menschen sterben, mehrere werden verletzt. 200 Personen sind obdachlos. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Die Explosionen sind so gewaltig, dass 40 Häuser zerstört oder beschädigt werden. Der Sachschaden wird auf 100 Millionen Franken geschätzt, was heute 490 Millionen Franken entspricht. Bildquelle: VBS.
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Bild 7 von 10. Im Kirchlein Kandergrund findet die Trauerfeier für die Opfer der Explosionskatastrophe statt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Die Katastrophe löst eine Solidaritätswelle in der Bevölkerung aus. Im Schulzimmer in Kandergrund türmen sich bald Spenden und Pakete aller Art (Foto vom Januar 1948). Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Aufräumen nach der Katastrophe: Bahnarbeiter reparieren die Gleise. Die Bahnstrecke ist tagelang unterbrochen und die Station Blausee-Mitholz der Lötschbergbahn zerstört. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 10. Wohin mit den Munitionsrückständen? Um den Gefahren durch überalterte Munitionsbestände zu begegnen, beschloss der Bundesrat im März 1948, 2500 Tonnen Artilleriemunition im Thuner-, Brienzer- und Vierwaldstättersee zu versenken. Zusätzlich wurden rund 1500 Tonnen von Rückständen aus Mitholz im Thunersee versenkt. Bildquelle: VBS.
Das Tal sei schon kurz vor der ersten grossen Explosion von einer grau-grünen Gasflamme taghell erleuchtet worden, erzählt ein Augenzeuge. Die erste grosse Explosion um 23.30 Uhr löst eine Kettenreaktion aus. Bis zu 30 Meter hohe Stichflammen schiessen aus den Zugängen zum Munitionslager. Das BLS-Stationsgebäude von Blausee-Mitholz wird dem Erdboden gleich gemacht.
Fünf Minuten später kommt es zu einer zweiten, stärkeren Detonation. Zehn Minuten nach Mitternacht erfolgt die grösste Explosion. 35 Tonnen schwere Felsbrocken werden 150 Meter weit durch die Luft geschleudert. Auf hundert Metern Länge stürzt die Fluh ein, in der sich das Munitionslager befindet. Eine Fliegerbombe legt eine Strecke von zwei Kilometern zurück.
Etwa die Hälfte des eingelagerten Materials wird in den nächsten 24 Stunden explodieren. Noch Tage später werden kleinere Explosionen registiriert. Und mitten drin die Bewohner von Mitholz. Neun Menschen sterben, darunter vier Kinder. Viele werden zum Teil schwer verletzt. Überlebende berichten von der Flucht durch den Schnee, teils barfuss und im Nachthemd.
Alle Gebäude in Mitholz werden zerstört oder beschädigt. Die Aufräumarbeiten gestalten sich schwierig, weil im ganzen Tal scharfe Munition verstreut liegt und von Schnee bedeckt wird.
Geklärt ist die Ursache bis heute nicht. Es wird angenommen, dass eine chemische Reaktion in einem Zünder zu einer Selbstauslösung führte.