Im Walliser Dorf Leuk stehen dutzende kleinere und grössere mysteriöse Ohren, die in den Weltraum horchen. Um diese Satellitenbodenstation gibt es viele Geheimnisse und Gerüchte: Im Wallis werde ausspioniert. Für wen oder was diese Satellitenschüsseln genau gebraucht werden, ist nicht öffentlich bekannt. «Oft wissen wir auch nicht, wenn wieder Neue gebaut werden», sagt der Leuker Gemeindepräsident Martin Lötscher. Immerhin eines ist nun klar: Drei der Satellitenschüsseln sammeln Wetterdaten aus dem All.
Seit 1960 kreisen Wettersatelliten um die Erde und schicken Daten. Sie machen im All Bilder, mit denen Meteorologinnen und Meteorologen sehen, wie sich die Wolken verändern, welche Gewitter sich bilden – vor allem über dem Atlantik.
Nun gibt es neue, moderne Wetterbeobachtungs-Satelliten, die präzisere und schnellere Wetterprognosen liefern. Eine genauere Vorhersage kann helfen, Leben zu retten und Schäden zu vermindern.
Die Wettersatelliten der neusten Generation werden von der meteorologischen Satellitenagentur Europas, der Eumetsat, Ende Jahr ins Weltall geschickt. Die Satelliten werden in 36'000 Kilometern Höhe die Erde umlaufen und von dort aus schneller und präzisere Bilder schiessen. «Es sind zehnmal mehr Daten als jetzt, und die Informationen kommen alle zweieinhalb statt alle fünf Minuten», sagt Barbara Galliker vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie. «Je mehr Informationen wir haben, desto mehr sieht man, und desto schneller können wir informieren.» Damit kann auch die Schweiz bessere Wettervorhersagen machen – teilweise bis auf lokaler Ebene.
Blitze, Nebel und Brände vorhersagen
Ein Beispiel: Wie sich Gewitterzellen bewegen und entwickeln, kann früher verfolgt werden. Dadurch seien kurzfristigere Gewitterwarnungen zuverlässiger, heisst es von Meteoschweiz.
Es könne auch genauer vorausgesagt werden, wann wo Nebel liegen wird. Oder es lasse sich besser berechnen, wie genau die Sonne einstrahle. Das helfe bei der Planung von Solaranlagen.
Neu ist zudem auch, dass Blitze künftig aus dem Orbit erkannt werden können. Das hilft vor allem in Afrika oder Ozeanien, wo derzeit noch wenig Daten zur Verfügung stehen. Zudem sollen Waldbrände und die Entwicklung von Rauch frühzeitiger erkannt werden. Somit können Einsatzkräfte besser vorgewarnt werden.
Alle diese Daten werden in Leuk VS empfangen. Bundesrat Alain Berset weihte dazu am Freitag die neue Bodenstation ein. Drei Antennen – mit einem Durchmesser von 6.5 Metern und ausgerüstet mit den neusten technologischen Standards – werden die riesigen Datenmengen an Wetterinformationen empfangen und an die Eumetsat weiterleiten.
Wieso die Daten nach Leuk geschickt werden
Leuk liege strategisch sehr gut, so die Experten der Eumetsat. Zudem habe man mit der bestehenden Satellitenbodenstation ein gutes Angebot gehabt, sagt der Projektverantwortliche Alexander Schmid: «Wir haben dort das Personal mit der notwendigen Ausbildung, um die Antennen betreiben zu können.» Man brauche Personal, das 24 Stunden verfügbar sei. Denn die Wetterdaten aus dem Weltall werden rund um die Uhr ins Wallis geschickt.