Der Kanton Solothurn hat die Covid-Pandemie gut bewältigt. Zu diesem Schluss kommt eine externe Untersuchung zum Krisenmanagement des Kantons durch die Beratungsfirma Interface AG. Allerdings zeigt sich, dass gerade kleinere Kantone nicht genug vorbereitet waren, auch Solothurn nicht. Die Studie empfiehlt kantonale Übungen, bessere Kommunikation und einen sorgfältigen Pandemieplan.
Die gute Nachricht: Den Verantwortlichen sei es gelungen, die Solothurner Bevölkerung wirksam zu schützen. Es sei im kantonalen Vergleich keine Übersterblichkeit festzustellen, hält die Studie fest.
Aber die Viruserkrankung habe viel Leid in der Bevölkerung verursacht: Bis Ende November 2022 gab es im Kanton Solothurn 381 Todesfälle mit einer laborbestätigten SARS-CoV-2-Infektion. Die Impfquote lag Ende November 2022 im schweizerischen Durchschnitt.
Fehlende Vorbereitung
«Der Kanton Solothurn war nicht genügend auf das Szenario einer Pandemie vorbereitet. Dies betrifft die rechtlichen Grundlagen, Krisenkonzepte und den Umgang mit Krisenübungen», schreiben die Studienautorinnen und -autoren.
Ein Kritikpunkt: Es gab zwar einen Pandemieplan, dieser sei aber nur wenigen Personen bekannt gewesen. Zudem sei er auf eine Influenza-Pandemie ausgerichtet gewesen. Auch ein Konfliktmanagement oder Qualitätsmanagement hätten dort gefehlt.
Der Kanton Solothurn habe eine Pandemie nicht explizit «beübt». Immerhin habe der Zivilschutz geübt, wie man Massen-Impfstellen errichte, lobt die Evaluation. Das habe im Krisenfall geholfen. Allerdings habe der Kanton generell wenig Personal zur Verfügung gestellt, um die Krise zu bewältigen.
Kantönligeist bei Absprachen
Zu schaffen machte Solothurn, wie wohl vielen Kantonen, auch der Kantönligeist. Zwar haben die Nordwestschweizer Kantone in der Krise zusammengearbeitet. Mit einzelnen Nachbarkantonen konnte man sich jeweils einigen. «Es ist jedoch selten gelungen, dass alle Nordwestschweizer Kantone eine gemeinsame Haltung vertraten», steht in der Studie.
Während der Pandemie ging es darum, die Ausbreitung zu verhindern und die Bevölkerung zu schützen. Das Impfen, Testen und das Contact Tracing seien im Kanton Solothurn angemessen gewesen, sagt die Evaluation.
Auch die Massnahmen in der Schule seien angemessen und zielführend gewesen. Die Maskenpflicht in der Primarschule sei aber wegen der schwierigen Umsetzung kritisiert worden. «Rückblickend war das zu dem Zeitpunkt der Öffnungen nicht mehr passend», gibt Regierungsrat Remo Ankli (FDP) heute zu.
Üben, kommunizieren, planen
Die Evaluation empfiehlt sieben Massnahmen, damit bei einem nächsten Mal alles besser läuft. Der Pandemieplan müsse verbessert werden, die Verwaltung müsse auf solche Krisen vorbereitet sein und es brauche kantonale Übungen.
«Die nächste Krise wird vermutlich anders als erwartet ausfallen. Dennoch empfehlen wir der Regierung des Kantons Solothurn, regelmässig Übungen von Krisensituationen.»
Der Bereich Gesundheit müsse personell stärker aufgestellt sein. Befristetes Personal sei nicht die Lösung, weil Know-How verloren gehe. Zudem brauche es eine noch bessere Kommunikation. Der Kanton Solothurn müsse diese auch höher gewichten.
Der Kanton Solothurn ist nicht der erste Kanton, der die Bewältigung der Pandemie untersuchen lässt. Bei fast allen untersuchten Kantonen haben die Studien Verbesserungspotenzial geortet.