Patrick Wasem ist ein Mann deutlicher Worte. Im Hitzesommer vor drei Jahren schienen sie ihm aber beinahe zum ersten Mal zu fehlen. Wochenlange Hitze sorgte dafür, dass der Fischereiaufseher tausende tote Fische aus dem Rhein ziehen musste. Nur gerade 10 Prozent der gesamten Äsche-Population haben die Wasser-Temperaturen von bis zu 27 Grad im Rhein überlebt. «Es waren schlimme Bilder», sagte Wasem und schickte schon damals vorweg: Damit sich die Äsche erholen könne, müsse das Wetter mitspielen.
Eine Hoffnung, die mindestens in diesem Jahr für Wasem eingetroffen ist. Die eher kühlen und nassen Wetterverhältnisse im Sommer 2021 kommen Äschen und auch Forellen entgegen. «Die Rheinwasser-Temperaturen sind nicht stark über 20 Grad gestiegen, sodass diese bedrohten Fischarten bislang einen sehr guten Sommer gehabt haben», sagt Wasem heute. Äschen konnten von viel Nahrung und Lebensraum profitieren und dies habe sich auch positiv auf die Population ausgewirkt.
«Der Äsche-Bestand im Rhein erholt sich, wir sehen einen Aufwärtstrend», so Wasem. Aber: die Erholung schreite nur sehr langsam voran. «Wir sehen in Testfängen, dass wir wieder verschiedene Jahrgänge von Äschen im Rhein haben.» Diese Entwicklung werde aktuell durch das nasse und kühle Wetter zusätzlich positiv beeinflusst.
Ähnliche Beobachtungen werden auch in anderen Kantonen registriert, wenn auch nur in Ausnahmefällen. Im Kanton Bern etwa habe sich in der Birs eine kleine Äschen-Population leicht vergrössert, sagt Andreas Hertig vom Fischerei-Inspektorat des Kantons Bern. Aber grundsätzlich habe sich der Bestand der Äsche im Kanton nach einem erheblichen Rückgang in den letzten zwei Jahrzehnten auf relativ tiefen Niveau stabilisiert. «Unterhalb des Bielersees ist die Äsche aus Klima-Gründen sogar fast ganz verschwunden. Nur in einem Gewässer, eben in der Berner Birs, verzeichnen wir leicht wachsende Bestände.»
Fischverbot bleibt trotz Erholung
Im Kanton Schaffhausen sind die wachsenden Bestände vermutlich auch Begleitmassnahmen zu verdanken, die bereits im Hitzesommer 2018 getroffen wurden, um das Überleben der Äsche im Rhein zu sichern. So wurden bei kälteren Rheinzuflüssen Mulden ausgehoben und Kiesbänke abgetragen, damit der Fisch kühlere Rückzugsorte erhält. Diese Massnahme hat Wirkung gezeigt und wurde deshalb auch ins Notfallkonzept aufgenommen.
Zusätzlich wurde im Rhein ein Fangverbot für die Äsche bis Ende September 2023 erlassen. Dies soll dazu führen, dass sich der Fisch weiterhin erholen kann. Anders bei einem anderen, von der Hitze bedrohten Fisch. «Wir haben eine beschränkte Anzahl an Forellen freigegeben», sagt Wasem. Der Fang bleibe aber sehr stark reglementiert.