Er sei so nervös, dass er seit 5 Uhr morgens nicht mehr geschlafen habe. Das sagt der Fährimann Michael Sackmann. Seine Fähri, die «Ueli-Fähri», wird nach einer Reparatur zurück an ihren Steg gebracht. Obwohl es nur knappe 1200 Meter Luftlinie sind, hat die Fähri eine komplizierte Heimreise vor sich – über Land, durch die Luft und auf dem Wasser.
Seit Januar steht die Fähre in einer Halle der Messe Basel – im sogenannten Trockendock. Dort hat Michael Sackmann, der nicht nur Fährimann, sondern auch Schreiner ist, seine Fähre aufgefrischt. Sie habe einen neuen Anstrich gebraucht und auch frischen Lack.
Diese Arbeiten könne man nicht ausführen, wenn die Fähre in Betrieb ist. «Entweder es regnet, oder es hat Fahrgäste. Und wenn das Öl dann auf der schönen, weissen Hose von Frau Meier landet, ist das auch nicht gut», sagt Sackmann.
In der Messehalle muss die fertig reparierte Fähre mit zwei Gabelstaplern auf den Lastwagen gehievt werden – eine erste Zerreissprobe für die Nerven des Fährimanns «Das ist jetzt der Moment, in dem die Fähri herunterfallen könnte. Man weiss ja nie, wann die Technik einen im Stich lässt.»
Doch alles geht gut, die Fähre landet sicher auf dem Lastwagen. Der fährt die Fähri ans Grossbasler Rheinufer, wo ein Kran sie durch die Luft hebt und sie sicher ins Wasser setzt. Auf dem Rhein wartet bereits die nächste Herausforderung auf den Fährimann und seine Crew: der Wind.
Michael Sackmann steht hinten am Steuerruder, seine Helfer rudern vorne kräftig. Doch es windet so heftig, dass es die Fähre fast dreht – quer zum Flusslauf. Dem Fährimann wird die Aktion zu riskant und er wirft den eingebauten Elektromotor an.
Weil der Wind die Strömung aushebelt, haben wir jetzt ein Problem.
Die richtige Entscheidung, denn nun kommt die Fähre endlich voran – auch wenn es am Stolz der Crew kratzt, dass man den Motor braucht.
Auf die Brückenpfeiler zu
Unter drei Brücken muss die Fähre noch durch, erst dann ist sie wieder zu Hause. Und: «Weil der Wind die Strömung aushebelt, haben wir jetzt ein Problem», sagt Sackmann. Das Manövrieren auf dem Fluss sei deshalb heute viel schwieriger.
«Jetzt voll auf den Brückenpfeiler zusteuern, dann geht es auf», ruft der Fährimann seinen Ruderern zu. Die erste Brücke, die Wettsteinbrücke, sei wie eine Hauptprobe, sagt Sackmann. Und zwar für die Mittlere Brücke, die zweite Brücke. Dort sind die Brückenbogen sehr schmal. Aber auch hier geht alles glatt, der Wind hat etwas nachgelassen.
Kurz vor dem Heimathafen wartet noch eine letzte Herausforderung auf Michael Sackmann und seine Crew. Der Fährimann muss seine Fähri, die ausnahmsweise rheinabwärts unterwegs war, noch um 180 Grad drehen und mit dem Bug gegen die Strömung am Steg parkieren.
Michael Sackmann schlägt das Steuer voll ein und landet haargenau am Fähristeg. Die Fähri-Crew klatscht und jubelt.
Eine wunderschöne Landung als Abschluss für einen langen, nervenaufreibenden Tag. «Jetzt ist alles wieder gut, jetzt kennen wir uns wieder aus und müssen nur noch ankommen», sagt auch der Fährimann erleichtert und kann sich entspannt an die letzten Arbeiten machen.