Die Hess AG aus dem solothurnischen Bellach geriet dieses Wochenende unter Druck. «Millionengeschäft zu Kriegszeiten», titelte die «Basler Zeitung». Sie kritisierte die Basler Verkehrsbetriebe (BVB), welche acht Elektrobusse bei der Firma Hess in Auftrag gegeben hatten. Produziert werden sollen die Busse teilweise im belarussischen Produktionswerk von Hess in Minsk. «Die Verträge mit der Firma Hess AG wurden vor über einem Jahr unterzeichnet und sind rechtsgültig. Bis vor kurzem war Handel mit Russland oder Belarus durchaus üblich», begründet BVB-Direktor Bruno Stehrenberger gegenüber Radio SRF den Deal.
Der Vertrag zwischen Hess und den BVB folgte auf eine Ausschreibung, bei welcher sich Unternehmen aus der ganzen Welt bewerben konnten. Schon zum Zeitpunkt, als sich die BVB für die Produktion in Belarus entschieden, stand Belarus allerdings auf der Sanktionsliste der Schweiz – wegen «schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen».
Bis vor kurzem war Handel mit Russland oder Belarus durchaus üblich.
Stehrenberger äusserte sich in den letzten Tagen mehrfach auf Social Media und bezog klar Stellung gegen den Krieg. Gleichzeitig Busse in Belarus zu bestellen sei für ihn kein Widerspruch: «Die Firma Hess AG kommunizierte uns gegenüber klar, dass sie alle Sanktionen des Bundes gegenüber Belarus klar wahrnehmen würde».
Hess will vermehrt in Bellach produzieren
Nun reagiert Busbauer Hess AG auf die Kritik und plant, sein Produktionswerk in Belarus vorerst stillzulegen. Rund sechzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten für die Solothurner Hess in Minsk. Sie produzieren dort unter anderem Elektrobusse für die Städte Luzern, Bern oder auch St. Gallen.
Wir planen, 100 Prozent der Produktion nach Bellach zurückzunehmen.
«Wir planen im Moment, 100 Prozent der Produktion zurückzunehmen nach Bellach», sagt der CEO der Hess AG, Alex Naef gegenüber Radio SRF. Dieser Schritt sei in den nächsten Wochen geplant. Die Mitarbeitenden in Minsk blieben angestellt. Ihnen gegenüber habe die Firma eine soziale Verantwortung. Ähnliches hatte vor einigen Tagen bereits Stadler Rail angekündigt. Die Firma mit Sitz im Thurgau will Teile der Produktion von Schienenfahrzeugen in die EU verlagern.
Basler Busse aus der Schweiz
«Diese Rückverlagerung bedeutet eine deutliche Stellenerhöhung in Bellach», so der Firmenchef. Die Hess AG sei deshalb bereits daran, Stellen im Hauptproduktionswerk in Bellach zu besetzen und nach weiteren Räumlichkeiten für die Produktion zu suchen.
Diese Verlagerung sei aber aufwändig und brauche Zeit. «Das ist nicht mit einer E-Mail gemacht», meint Alex Naef. Entschieden sei aber: Solange die Situation in der Ukraine und Belarus nicht klar sei, würden die Fahrzeuge unter anderem für die Basler BVB in Bellach hergestellt. BVB-Direktor Bruno Stehrenberger freut sich darüber: «Wir nehmen Verzögerungen sehr gerne in Kauf, wenn wir dafür Busse bekommen, an welchen sich die Bevölkerung freuen kann.»