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Nach Ja zum Geldspielgesetz Boom der VPN-Dienste in der Schweiz

Immer mehr Internetbenutzer wollen Geoblocking umgehen. Die Zahl der Anmeldungen bei VPN-Anbietern steigt deutlich.

Wer in ein angrenzendes Land reist, muss nur noch in Ausnahmefällen seine Identitätskarte zeigen. Wer sich hingegen im globalen Internet bewegt, muss seine Nationalität permanent offenlegen und wird abgewiesen, wenn er nicht den richtigen Ausweis vorzeigen kann: «Dieses Video ist in Ihrem Land nicht verfügbar». Es scheint, dass das Internet mehr Grenzen hat, als die reale Welt und der Grenzbeamte der dies kontrolliert hört auf den Namen: Geoblocking.

Sage mir Deine IP-Adresse und ich sage Dir, woher Du bist

Jeder von uns ist im Internet mit einer Identitätskarte unterwegs, der IP-Adresse. Sie ist das, was im Strassenverkehr das Nummernschild ist. Und genau so, wie der Zöllner an der Grenze dadurch schnell sieht, aus welchem Land ein Reisender kommt, kann über die IP-Adresse ein Dienst feststellen, aus welchem Land wir auf seine Seiten zugreifen. Merkt der Geoblocking-Beamte, dass ein Besucher aus einem nicht geliebten Land auftaucht, weist er ihn ab.

Wir haben in diesem Monat 20 Prozent mehr Anmeldungen aus der Schweiz und denken, das könnte einen Zusammenhang haben mit dem neuen Geldspielgesetz.
Autor: Jodi Myers NordVPN

Grund dafür sind wirtschaftliche und vertragliche Zwänge: Seiten, die Inhalte anbieten, bei denen sie nur für bestimmte Länder die Rechte besitzen, müssen regional denken und ausgrenzen. Vor allem die Film- und Sportlizenz-Industrie tickt territorial und vergibt Rechte nach Ländern und Regionen. Das führt beispielsweise dazu, dass ich einen Film, den ich bei einem Dienst wie Itunes ausgeliehen und bezahlt habe, nicht anschauen kann, wenn ich dazu in einem anderen Land ins Internet gehe. Fussballfans kann das Problem derzeit begegnen, wenn sie den Stream eines WM-Spiels im Hotelzimmer der Feriendestination anschauen wollen – und nichts passiert.

Boom der VPN-Dienste

Die EU hat der Praxis einen Riegel geschoben. Reisende in der EU müssen nicht mehr auf Online-Dienste wie Filme, Sportberichte, Musik, E-Books oder Spiele verzichten, für die sie zu Hause bezahlt haben.

In der Schweiz hingegen kommen wegen des neuen Geldspielgesetzes in Zukunft noch mehr Geoblocking-Sperren auf die Benutzer zu.

Für Dienste, die Helfen, Geoblocking zu umgehen, könnte das ein Segen sein.

«Wir haben in diesem Monat 20 Prozent mehr Anmeldungen aus der Schweiz und denken, das könnte einen Zusammenhang haben mit dem neuen Geldspielgesetz», sagt Jodi Myers von NordVPN, einem grossen VPN-Dienst, der wie viele andere das Geoblocking aus der Welt schafft, in dem er die ursprüngliche IP-Adresse verschleiert, also mein Nummernschild ändert.

Er gaukelt zum Beispiel einem Streaming-Dienst vor, ich sei aus Frankreich – und nicht aus der Schweiz. Und schon wird ein Film auf Arte TV abgespielt, wo zuvor die leidige «Sorry!»-Meldung stand.

Illegal bleibt auch über ein VPN illegal

Der Begriff «VPN» (Virtual Private Network) ist mittlerweile also nicht mehr nur einer handvoll IT-Nerds bekannt. VPN-Dienste scheinen das Heilmittel gegen Geoblocking zu sein – und für ein freies – oder freieres – Internet.

Aber sind die Dienste legal?

Ja. Es gibt allerdings Länder, die versuchen, ihren Einsatz einzuschränken oder zu verbieten – aus politischen Gründen. In China, dem Iran, Irak oder Oman beispielsweise ist die Benutzung eines VPN illegal. Auch die türkische Regierung will die Nutzung von sozialen Medien einschränken und hat deshalb diverse Websites blockiert, darunter auch solche, die VPN anbieten.

Zuweilen haben VPN-Dienste dennoch einen schlechten und dubiosen Ruf, weil sie auch für illegale und dubiose Machenschaften eingesetzt werden können. Dadurch wird eine illegale Handlung aber nicht legal: Ein VPN hilft zwar dabei, die Identität zu verschleiern – trotzdem ist der Verkauf von Drogen und urheberrechtlich geschütztem Material illegal. Dasselbe gilt auch, wenn ich urheberrechtlich geschütztes Material herunterlade und das in meinem Land nicht erlaubt ist: Ich mache mich strafbar – mit oder ohne VPN.

VPN, nicht nur zur Aushebelung des Geoblockings

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  • Unternehmenskommunikation: Seit Langem schützen Firmen und Organisationen ihre Netzwerke und Arbeitsumgebungen mit der VPN-Technologie.
  • Datenschutz: Personen können VPNs nutzen, um anonym zu bleiben. Sie wollen sich vor neugierigen Augen oder Überwachung schützen.
  • Persönliche Sicherheit: Journalisten, die sich mit sensiblen Themen auseinandersetzen, schützen sich mit einem VPN vor Vergeltung.
  • Tracking: Wer nicht will, dass sich seine Suchanfragen in gezielter Werbung niederschlägt, kann das mit einem VPN verhindern, weil Suchmaschinen nicht herausfinden, wer sich dahinter befindet.

Wie steht es um das Umgehen von Geoblocking beim Streamen, wie in unserem Arte TV Beispiel? Es ist legal und trotzdem kann man sich Ärger einfangen. Wenn ein Anbieter in seinen allgemeinen Geschäftsbedingungen ein VPN-Verbot hineinschreibt, wie das beispielsweise Netflix tut, droht eine Sperrung des Benutzer-Kontos.

Der Streaming Dienst selber macht sich dabei nie strafbar, er hat durch das Geoblocking seine Pflicht gegenüber dem Herausgeber der Lizenzen erfüllt und alles Machbare getan, um ihren Dienst auf eine Region zu beschränken.

Neugierigen Regierungen ein Schnippchen schlagen

Auch die globalen VPN-Anbieter müssen sich an die lokalen Gesetze halten, in denen sie ihren Hauptsitz haben. Um ihre Benutzer bestmöglich zu schützen, haben viele VPN-Dienste ihren Hauptsitz mittlerweile in Ländern wie Panama, in denen es keine – oder nur sehr schwache – Vorschriften gibt. So laufen die Anbieter nicht Gefahr, die Daten der Kunden im Ernstfall an neugierige Regierungen ausliefern zu müssen – es gibt schliesslich keine Gesetze, die sie dazu zwingen.

Der wirksamste Schutz der VPN-Anbieter ist aber wohl ihre «Keine-Logs-Richtlinie». Das bedeutet, dass sie die Informationen eines Benutzers und seine Online-Aktivitäten schlichtweg nicht speichern und somit auch nicht weitergeben können.

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Beitrag auf SRF 3
03:31 min
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