Mit den Ermittlungen rund um mutmassliche Bargeldzahlungen von Katar an eine Vizepräsidentin des EU-Parlaments wird die Europäische Union gerade von einem Korruptionsskandal erschüttert. Als erste Massnahme will das Parlament in Strassburg jetzt die Transparenzvorschriften verschärfen.
Die Idee ist, dass wir in einer Grössenordnung wissen, wie viel man für eine Nebentätigkeit verdient.
Unter anderem sollen EU-Parlamentarierinnen und -Parlamentarier die Höhe ihrer Nebeneinkünfte angeben müssen. Eine ganz ähnliche Regelung kommt jetzt auch in der Schweiz auf den Tisch. Nationalrätinnen und Ständeräte sollen transparent machen, was sie etwa für ein Verwaltungsratsmandat oder einen Verbandsposten erhalten.
Das verlangt die grüne Ständerätin Lisa Mazzone in einer parlamentarischen Initiative, die sie zum Ende der Wintersession eingereicht hat. Noch die Woche zuvor wollte der Ständerat nichts von neuen Regeln wissen. Zur Debatte stand ein Verbot für die Annahme bezahlter Mandate nach der Wahl, wenn Politikerinnen und Politiker in den entsprechenden Kommissionen sitzen. Als Gesundheitspolitiker noch zu einer Krankenkasse in den Verwaltungsrat zu gehen, war eines der genannten Beispiele.
Doch solche neue Regeln seien zu starr, ungerecht und nicht umsetzbar, befand eine deutliche Mehrheit mit Stimmen aus allen Parteien.
Wenn schon ein Verbot keine Chance habe, sollten die Mitglieder des Parlaments wenigstens offenlegen müssen, wie viel sie mit Nebentätigkeiten verdienen. Mazzone sagt: «Das Geld macht schon einen Unterschied. Es wäre wichtig, das besser zu wissen.» Ziel sei aber keine Auskunft in Franken und Rappen.
Angegeben würde vielmehr eine Bandbreite, etwa ob man unter 6000 Franken, weniger als 50'000 oder mehr als eine 250'000 verdient. Sodass klar wird, ob ein Mandat eher viel oder nur wenig einschenkt. «Die Idee ist, dass wir in einer Grössenordnung wissen, wie viel man für eine Nebentätigkeit verdient», so Mazzone.
Unterstützung vom FDP-Ratskollegen
Mazzone sieht darin einen kleinen Schritt, nachdem der Ständerat die Verbote abgelehnt hat. Sie hat sich für ihre parlamentarische Initiative Unterstützung aus allen Parteien gesichert. Etwa von FDP-Ständerat Andrea Caroni. Es gehe um die ganz stossenden Fälle.
Er sagt: «Es gibt bisweilen Fälle, wo jemand für eine Sitzung pro Jahr mehrere 1000 Franken kriegt. Da sollte man etwas Licht drauf werfen.» Allerdings ist die Idee der Transparenz nicht ganz neu. Sie wurde im Parlament schon mehrfach diskutiert und abgelehnt.
Es gibt bisweilen Fälle, wo jemand für eine Sitzung pro Jahr mehrere 1000 Franken kriegt. Da sollte man etwas Licht drauf werfen.
Zum Vorschlag von Mazzone öffentlich Stellung nehmen, das wollten nur Befürworterinnen und Befürworter der Idee. Andrea Caroni geht deshalb davon aus, dass die neuen Offenlegungspflichten chancenlos sein werden. Mazzone hingegen hofft, dass im Vergleich zu früher die Transparenz mehr Unterstützung erhält.