Zehn Jahre kann es dauern, bis Interessierte in der Stadt Zürich eine Alterswohnung besichtigen können. Dies hängt mit dem aktuellen Verfahren zusammen, wie die begehrten Plätze vergeben werden. Entscheidend ist nämlich die Position der Seniorinnen und Senioren auf einer Warteliste.
«Das lange Warten ist für ältere Menschen oft belastend», sagt Andrea Martin-Fischer, Direktorin der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich. Aus diesem Grund haben die Verantwortlichen zusammen mit Altersorganisationen ein neues Vergabesystem ausgearbeitet.
Kriterien entscheiden über den Besichtigungstermin
Wichtigste Änderung: Die Wartelisten werden abgeschafft, neu werden alle freien Alterswohnungen im «Tagblatt der Stadt Zürich» sowie online ausgeschrieben. Bewerben können sich alle Einwohnerinnen und Einwohner ab 60 Jahren, die seit mehr als zwei Jahren in der Stadt Zürich leben und eine bestimmte Einkommens- und Vermögensgrenze nicht überschreiten.
Besonders berücksichtigt werden in diesem Bewerbungsprozess Seniorinnen und Senioren, die dringend eine neue Wohnung suchen. Dies ist beispielsweise dann der Fall:
- … wenn sie Gefahr laufen, die eigene Wohnung zu verlieren.
- … wenn sie in eine finanzielle Notlage gelangen und die Wohnung wechseln müssen.
- … wenn körperliche Einschränkungen einen Wohnungswechsel nötig machen.
- … wenn ein besonderer Bezug zum Quartier geltend gemacht werden kann.
Je mehr dieser Kriterien erfüllt sind, desto grösser ist die Chance, eine Alterswohnung zu erhalten. Rund ein Drittel aller Personen, die zu einer Besichtigung eingeladen werden, müssen jedoch keine dieser Kriterien erfüllen. So sollen alle Seniorinnen und Senioren über reelle Chancen verfügen.
«Es war uns wichtig, ein möglichst faires Verfahren für die Vergabe der Wohnungen zu schaffen», sagt der Zürcher Stadtrat Andreas Hauri. «In der Stadt Zürich sind bezahlbare, altersgerechte Wohnungen nämlich ein rares Gut.» Und dies sei mit dem neuen Verfahren nun gelungen.
Neuer Anlauf nach Protesten
Die Stadt Zürich nimmt bei der Vergabe von Alterswohnungen bereits den zweiten Anlauf. Vor rund zwei Jahren wollte die Stiftung Alterswohnungen die Wartelisten durch ein Losverfahren ersetzen. Der Zufall sollte also über das Wohnungsschicksal entscheiden.
Altersorganisationen kritisierten dieses Modell jedoch scharf, wütende Seniorinnen schrieben sich in zahlreichen Briefen an Stadtrat Hauri den Frust von der Seele. Das neue System, das voraussichtlich im Herbst 2024 in Betrieb genommen wird, soll nun eine fairere Vergabe garantieren.