SRF: Fühlen Sie sich als Abstimmungssiegerin jetzt besonders in der Verantwortung?
Petra Gössi: Natürlich fühle ich mich persönlich in der Verantwortung. Jetzt geht es darum, dass wir möglichst schnell zu einer guten Lösung kommen, die vor allem keinen Ausbau vorsieht.
Es zeichnet sich ab, dass die FDP mit der CVP und der SVP zusammenspannt, um ziemlich rasch das Frauenrentenalter und die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Wie machen Sie das mehrheitsfähig?
Ich bin davon überzeugt, dass das Rentenalter 65 für Mann und Frau mehrheitsfähig ist. Die SP hat dieses Pfand schon verloren. Wir sehen gleichzeitig eine soziale Abfederung vor. So wird dieses Anliegen mehrheitsfähig.
Wenn man Gleichberechtigung einfordert, dann kann man auch bis 65 arbeiten.
Dann müssen Sie es ja nicht sozial abfedern, wenn Sie sagen, es sei mehrheitsfähig.
Das gehört zur Politik. Kompromissfähigkeit bedeutet eben auch, dass man über seinen eigenen Schatten springt – und das machen wir mit diesem Schritt.
Konkret möchten Sie, dass vor allem Frauen, die weniger als 43'000 Franken im Jahr verdient haben, ohne Rentenkürzung weiterhin mit 64 in Rente gehen können. Nur zeigen Berechnungen, dass lediglich ein ganz kleiner Teil der Neupensionierten davon profitieren könnte.
Das ist aber ein wichtiger Teil. Ausserdem: Wenn man Gleichberechtigung einfordert, dann kann man auch bis 65 arbeiten. Viel wichtiger ist für mich dabei, dass wir eine Flexibilisierung herbeiführen können.
Von einem höheren Rentenalter ist keine Rede mehr. Sie hatten einmal eine andere Position und sagten, wenn die AHV in die roten Zahlen kippe, dann müsse man das Rentenalter schrittweise erhöhen. Man könnte Ihnen nun Mutlosigkeit vorwerfen.
Die Diskussionen über die Erhöhung des Rentenalters werden sowieso laufen. Es sind verschiedene Vorstösse im Parlament hängig. Es ist aber eine andere Frage, was man jetzt in diese nächste Reform packen soll. Und da dürfen wir die Hürden für ein Volksmehr nicht zu hoch machen. Deshalb würde ich aktuell davon absehen, dass man die generelle Erhöhung des Rentenalters in diese Reform packt. Aber wenn sich dann plötzlich zeigen würde, dass das mehrheitsfähig wird, dann rennt man bei uns offene Türen ein.
Das Gespräch führte Dominik Meier.