Die Präsidentin der FDP Schweiz, Petra Gössi, könnte sich vorstellen, dass Bundesrätin Doris Leuthard (CVP) noch diese Woche zurücktritt. «Ich persönlich gehe davon aus, dass der Druck auf sie relativ gross wird», sagt Gössi im «Rundschau talk». Damit erhöht die FDP den Druck auf Leuthard weiter.
Auf die Frage, warum sich die FDP nach bald 30 Jahren ohne eine weibliche Vertretung im Bundesrat nicht auf eine Frau festlegen wolle, sagt Gössi: «Ich persönlich bin überzeugt, dass es wichtig ist für den Freisinn, jetzt eine Frau in den Bundesrat zu schicken.» Das würde der Partei «gut anstehen». Es sei aber nicht Sache der Parteileitung, jetzt zu sagen, man wolle eine Frau.
Es gebe ein klares Prozedere, Kandidatinnen und Kandidaten zu nominieren. Eine Vorselektion würde eine Einschränkung bedeuten: «Damit würde man die Institutionen mit den Füssen treten.» Die Partei habe in den vergangenen Jahren aber immer eine Frau aufgestellt, die aber insbesondere von den linken Parteien nicht unterstützt worden sei.
Lob für Kronfavoritin Keller-Sutter
Dem Parlament müsse für die Nachfolge von Johann Schneider-Ammann eine Auswahl angeboten werden, sonst öffne man einer wilden Kandidatur Tür und Tor. Wenn man sich im Voraus einschränke, «dann hat man verloren», so Gössi. Die Strategie sei wichtig, weil auch mit einer Doppelvakanz zu rechnen sei.
Karin Keller-Sutter bringt das ganze Profil mit, das man von einer Kandidatin erwartet.
Was die FDP betreffe, sei die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter eine geeignete Kandidatin: «Sie bringt das ganze Profil mit, das man von einer Kandidatin erwartet». Sie habe nun bis am 24. Oktober Zeit, sich für eine Kandidatur zu entscheiden. Es sei schwierig sich vorzustellen, was es bedeute, sich einer solchen Wahl zu stellen. «Politik im Bundeshaus ist ein Haifischbecken.»
Neue Kritik an Pierre Maudet
Die FDP-Präsidentin erneuerte ihre Kritik am entmachteten Genfer Regierungspräsidenten und Parteikollegen Pierre Maudet. Er habe sich nicht nach den Werten der FDP verhalten. Man erwarte Ehrlichkeit und dürfe nicht versuchen, «Fehler zu vertuschen». Er habe offenbar ein anderes Unrechtsbewusstsein.
Das sei aber «kein FDP-Schweiz-Problem». Bei jeder anderen Partei sei ähnliches auch schon vorgekommen. «Politiker sind das Abbild der Gesellschaft», so Gössi.