- Beim Online-Magazin «Republik» treten der gesamte Verwaltungsrat und der Vorstand zurück.
- Sie würden damit die Verantwortung für die gescheiterte Expansionsstrategie übernehmen, teilt das Magazin mit.
- Weiter entlässt die «Republik» acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Das Magazin habe in den Ausbau investiert. Einige der neuen Angebote seien eine Bereicherung gewesen. Das anvisierte Wachstum habe daraus aber nicht resultiert. Vor allem seien die Ausgaben gewachsen, teilt die «Republik» in einem Schreiben an ihre Verlegerinnen und Verleger als Mitbesitzer mit.
Das Magazin werde sein Budget in den nächsten Jahren «energisch reduzieren». Dafür reichten aber die Reduktion mehrerer Pensen und Streichungen bei den Sachkosten nicht aus, die «Republik» müsse sich von acht Mitarbeitenden trennen.
Kerngeschäft vernachlässigt
Der Expansionsplan scheiterte den Angaben zufolge, weil sich das Magazin nicht auf das Kerngeschäft konzentrierte – die Publizistik. Den Plan hatte die «Republik» im Frühling 2022 beschlossen, nachdem das Magazin zwei Jahre lang schwarze Zahlen geschrieben hatte. Anvisiert wurden 33'000 Abonnentinnen und Mitglieder bis Sommer 2023, etwa 5000 mehr als aktuell.
Dafür wurden 8.6 Millionen Franken budgetiert. So gut wie keine Investition führte aber zum Anstieg der Abonnemente. Stattdessen sank die Zahl. Wachstumsprojekte scheiterten, weil sie nicht einem Bedürfnis der Lesenden entsprachen. Auch eine Werbekampagne verpuffte.
Interimistische Co-Chefredaktorin übernimmt das Ruder
Der Verwaltungsrat und der Vorstand übernehmen für die gescheiterte Strategie die Verantwortung und treten geschlossen zurück.
Die bisherige interimistische Co-Chefredaktorin Bettina Hamilton-Irvine übernimmt die Funktion der Redaktionsleitung nun definitiv. Feuilleton-Gründer Daniel Binswanger steht ihr weiterhin als Co-Chefredaktor interimistisch zur Seite.
Mit Vorschusslorbeeren gestartet
Die «Republik» startete am 14. Januar 2018 als werbefreies digitales Magazin für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Zum Start gab es viele Vorschusslorbeeren und rund sieben Millionen Franken von Mäzenen sowie potenziellen Leserinnen und Lesern.
2020 kämpfte das Onlinemedium finanziell ums Überleben und lancierte Appelle für zusätzliche Abonnenten. Es zählt laut eigenen Angaben über 28'000 Mitglieder und Abonnentinnen und beschäftigt über 50 Redaktorinnen und Redaktoren, technische Angestellte und weitere Mitarbeitende.
Organisiert ist die «Republik» zum einen als Aktiengesellschaft, zum anderen als Genossenschaft. Erstere ist für die Publikation des Magazins zuständig, letztere für gemeinnützige Ziele wie etwa Ausbildung und ein Recherchebudget.