Der Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann gibt gerne Gas: Sei es als treibende Kraft hinter dem Ja zur Burka-Initiative oder im Sattel seines Motorrads. Am Mittwochnachmittag will er zusammen mit anderen bürgerlichen Politikern den Nationalrat davon überzeugen, das Verbot für Rundstreckenrennen in der Schweiz aufzuheben.
2016 wurden zwar Rennen mit Elektroautos erlaubt, für die «Königsklasse» scheiterten die Befürworter aber immer am Veto des Parlaments. Aber jetzt, nach über 60 Jahren, sei das Verbot für Rundstreckenrennen nun definitiv überfällig, betont Walter Wobmann: «Das Verbot hat heute absolut keine Berechtigung mehr und ist weltweit einzigartig. Es ist auch eine Diskriminierung einer Sportart.» Diskriminierend, weil es für Rennfahrer ein Berufsverbot bedeute.
Wobmann findet, die mangelnde Sicherheit, das Hauptargument für das Verbot in den 1950er Jahren, sei längst überholt. Heute sei der Motorsport viel sicherer, die Fahrer würden besser geschützt und die Autos solider gebaut.
Wenn heute etwas schief läuft, fällt man zwar aus. Das ist zwar ärgerlich, aber das Leben ist nicht gefährdet. Bei uns war diese Angst immer da. Das geht einem nahe.
Diese Argumente unterstützt der frühere Rennfahrer Marc Surer. In seiner Zeit habe man gewusst, dass ein Crash den Tod bedeuten könne. In seiner Karriere hatte Surer unter anderem einen Unfall, bei dem sei Beifahrer starb.
Heute sei das Risiko eines schlimmen Unfalls viel kleiner: «Wenn heute etwas schiefläuft, fällt man aus. Das ist zwar ärgerlich, aber das Leben ist nicht mehr gefährdet. Bei uns war diese Angst immer da. Das geht einem nahe.»
Die Rundstrecken würden heute mit Netzen aus Drahtseilen gesichert, die Autos hätten einen Aufpralldämpfer, damit sich der Pilot nicht mehr schwer verletzen könne. Rundstreckenfahren ist für Surer zum sichersten Motorsport geworden.
Formel-1-Rennen wohl unrealistisch
Deshalb würde der 70-Jährige am liebsten gleich selber wieder einsteigen: «Mit den heutigen Autos würde ich auch meine Füsse nicht mehr brechen, so stabil sind sie geworden. Also würde ich eigentlich lieber heute fahren. Aber jetzt bin ich halt zu alt.»
Dass es in der Schweiz Formel 1-Rennen gibt, ist für den Baselbieter zwar nicht realistisch, Rundstreckenrennen seien aber nötig – als Trainingsmöglichkeit für den Nachwuchs im Motorsport. Sie müssten bis jetzt immer ins Ausland gehen, fürs Training und für die Wettkämpfe. Zudem gebe es Versuche mit synthetischem, klimaneutralem Sprit, dem sogenannten E-Fuel, weiss Surer.
Autorennsport ist per se nicht nachhaltig.
In ein paar Jahren werde dieser im Motorsport eingesetzt und dürfte auch für den Strassenverkehr wegweisend sein. Dieses Umweltargument zieht bei der Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter gar nicht: «Autorennsport ist per se nicht nachhaltig. Darum ist es für mich sehr seltsam, diese Diskussion heute unter den veränderten Vorzeichen und der sich zuspitzenden Klimakrise wieder aufzuwärmen.»
Schlatter sorgt sich auch um das Image des Tourismuslandes Schweiz. Motorsportanlässe seien nicht geeignet, um im Ausland damit Werbung zu machen: «Wie kann man jetzt, wo die Zeichen auf eine Reduktion der Emissionen und Langsamverkehr stehen, mit einem Vorstoss aus dem letzten Jahrhundert kommen?» Die links-grünen Parteien werden den Antrag, das Verbot für Rundstreckenrennen aufzuheben, vehement bekämpfen.