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Comeback der Rundstreckenrennen in der Schweiz?
Aus Rendez-vous vom 09.03.2022. Bild: Keystone
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Nach über 60 Jahren Bürgerliche geben Gas: Verbot von Rundstreckenrennen soll fallen

Links-grün opponiert, bei Rennsportfreunden leuchten die Augen: Das Parlament diskutiert einen temporeichen Vorstoss.

Der Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann gibt gerne Gas: Sei es als treibende Kraft hinter dem Ja zur Burka-Initiative oder im Sattel seines Motorrads. Am Mittwochnachmittag will er zusammen mit anderen bürgerlichen Politikern den Nationalrat davon überzeugen, das Verbot für Rundstreckenrennen in der Schweiz aufzuheben.

Daetwyler gewinnt 1951 in seinem Alfa Romeo 412 den Grand Prix in Bern, auch bekannt als Preis von Bremgarten.
Legende: 1955 wurde nach einem schweren Unfall beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans die Durchführung von öffentlichen Rundstreckenrennen in der Schweiz gesetzlich untersagt. Im Bild: Der Schweizer Willy Peter Daetwyler gewinnt 1951 den Grand Prix in Bern. Keystone/Archiv

2016 wurden zwar Rennen mit Elektroautos erlaubt, für die «Königsklasse» scheiterten die Befürworter aber immer am Veto des Parlaments. Aber jetzt, nach über 60 Jahren, sei das Verbot für Rundstreckenrennen nun definitiv überfällig, betont Walter Wobmann: «Das Verbot hat heute absolut keine Berechtigung mehr und ist weltweit einzigartig. Es ist auch eine Diskriminierung einer Sportart.» Diskriminierend, weil es für Rennfahrer ein Berufsverbot bedeute.

Walter Wobmann mit Motorrad
Legende: Auch privat mag es Wobmann temporeich: Der Solothurner Nationalrat ist passionierter Motorradfahrer. Keystone/Archiv

Wobmann findet, die mangelnde Sicherheit, das Hauptargument für das Verbot in den 1950er Jahren, sei längst überholt. Heute sei der Motorsport viel sicherer, die Fahrer würden besser geschützt und die Autos solider gebaut.

Wenn heute etwas schief läuft, fällt man zwar aus. Das ist zwar ärgerlich, aber das Leben ist nicht gefährdet. Bei uns war diese Angst immer da. Das geht einem nahe.
Autor: Marc Surer Ehemaliger Schweizer Rennfahrer

Diese Argumente unterstützt der frühere Rennfahrer Marc Surer. In seiner Zeit habe man gewusst, dass ein Crash den Tod bedeuten könne. In seiner Karriere hatte Surer unter anderem einen Unfall, bei dem sei Beifahrer starb.

Marc Surer
Legende: Der Schweizer Rennfahrer Marc Surer (hier 1986 beim GP von Monte Carlo) fuhr zwischen 1979 und 1986 auch in der Formel 1. Keystone/Archiv

Heute sei das Risiko eines schlimmen Unfalls viel kleiner: «Wenn heute etwas schiefläuft, fällt man aus. Das ist zwar ärgerlich, aber das Leben ist nicht mehr gefährdet. Bei uns war diese Angst immer da. Das geht einem nahe.»

Die Rundstrecken würden heute mit Netzen aus Drahtseilen gesichert, die Autos hätten einen Aufpralldämpfer, damit sich der Pilot nicht mehr schwer verletzen könne. Rundstreckenfahren ist für Surer zum sichersten Motorsport geworden.

Formel-1-Rennen wohl unrealistisch

Deshalb würde der 70-Jährige am liebsten gleich selber wieder einsteigen: «Mit den heutigen Autos würde ich auch meine Füsse nicht mehr brechen, so stabil sind sie geworden. Also würde ich eigentlich lieber heute fahren. Aber jetzt bin ich halt zu alt.»

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Aus dem Archiv: Als in Bern noch Autorennen stattfande
Aus Sport-Clip vom 08.04.2019.
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Dass es in der Schweiz Formel 1-Rennen gibt, ist für den Baselbieter zwar nicht realistisch, Rundstreckenrennen seien aber nötig – als Trainingsmöglichkeit für den Nachwuchs im Motorsport. Sie müssten bis jetzt immer ins Ausland gehen, fürs Training und für die Wettkämpfe. Zudem gebe es Versuche mit synthetischem, klimaneutralem Sprit, dem sogenannten E-Fuel, weiss Surer.

Autorennsport ist per se nicht nachhaltig.
Autor: Marionna Schlatter Nationalrätin (Grüne/ZH)

In ein paar Jahren werde dieser im Motorsport eingesetzt und dürfte auch für den Strassenverkehr wegweisend sein. Dieses Umweltargument zieht bei der Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter gar nicht: «Autorennsport ist per se nicht nachhaltig. Darum ist es für mich sehr seltsam, diese Diskussion heute unter den veränderten Vorzeichen und der sich zuspitzenden Klimakrise wieder aufzuwärmen.»

Schlatter sorgt sich auch um das Image des Tourismuslandes Schweiz. Motorsportanlässe seien nicht geeignet, um im Ausland damit Werbung zu machen: «Wie kann man jetzt, wo die Zeichen auf eine Reduktion der Emissionen und Langsamverkehr stehen, mit einem Vorstoss aus dem letzten Jahrhundert kommen?» Die links-grünen Parteien werden den Antrag, das Verbot für Rundstreckenrennen aufzuheben, vehement bekämpfen.

Strassenverkehrsgesetz: Das soll sich ändern

Box aufklappen Box zuklappen

Darum geht es bei der Vorlage: Der Bundesrat will eine Velohelmpflicht für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren einführen. Raser sollen künftig weniger hart bestraft werden. Und das automatisierte Fahren soll eine Gesetzesgrundlage erhalten. Diese und weitere Änderungen beantragt der Bundesrat mit einer Teilrevision des Strassenverkehrsgesetzes.

Das schlägt die Verkehrskommission vor: Sie ist gegen die Helmpflicht für Jugendliche. Sie bringe keine wesentlichen Sicherheitsvorteile, jedoch grosse Vollzugsprobleme. Zudem könnte sie der Attraktivität des Fahrrades schaden. Die nationalrätliche Kommission will jedoch ebenfalls die Mindestfreiheitsstrafe bei Raserdelikten von einem Jahr aufheben. Dies, um den Richterinnen und Richtern mehr Ermessensspielraum zu geben. Auch der Fahrausweis von Rasern soll künftig nur noch mindestens ein halbes statt zwei Jahre entzogen werden. Der Bundesrat schlägt eine Dauer von einem Jahr vor. Zudem will die Kommission – anders als der Bundesrat – das bestehende Verbot für Autorennen in der Schweiz aufheben.

Das ist der aktuelle Stand: Der Nationalrat berät das Geschäft am Mittwochnachmittag der zweiten Sessionswoche als Erstrat.

Rendez-vous, 09.03.2022, 12:30 Uhr

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