Er sei offen und prüfe eine Kandidatur, schreibt Marcel Dobler heute Radio SRF auf dem Weg in die Ferien. Dobler, erfolgreicher IT-Unternehmer, Gründer des Onlineshops Digitec, Präsident des Spielwaren-Unternehmens Franz Carl Weber und ehemaliger Spitzensportler, wagt sich also vor.
Doch, so schreibt Dobler weiter: Es komme auf die Kandidatinnen und Kandidaten in der Westschweiz an – es würden weitere Gespräche geführt. Denn: Sein Französisch sei ausbaufähig, präzisiert der St. Galler in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen. Deshalb und auch aus Zeitgründen komme für ihn nur ein Co-Präsidium infrage.
Co-Präsidium – tut es die FDP der SP gleich?
Das zeigt einiges – über ihn und den Zustand der Partei. Erstens: Dobler hat Mut. Er besetzt schon mal als Erster das Feld. Gut für ihn und auch eine Erleichterung für die Partei. Immerhin einer, der will. Denn bisher gab es nur Absagen, von den Nationalräten Andri Silberschmidt und Philippe Nantermod, oder den Ständeräten Andrea Caroni und Damian Müller etwa.
Zweitens: Ein Co-Präsidium ist eine echte Option. Was bei der SP schon Tatsache ist, könnte auch bei der FDP bald der Fall sein. Zwei Personen an der Spitze – idealerweise Frau und Mann, aus verschiedenen Landesteilen. Doch es wäre auch ein Entscheid aus der Not heraus, denn das Parteipräsidium sei ein Verschleissjob, sagte die scheidende Parteipräsidentin Petra Gössi – und machte damit nicht gerade Werbung dafür.
Nun braucht es nur noch Willige fürs Co-Präsidium – die beiden häufig genannten Namen sind die Waadtländer Nationalrätin Jacqueline de Quattro – ehemalige Regierungsrätin – und die Freiburger Ständerätin Johanna Gapany – Senkrechtstarterin, die aus dem Nichts vor zwei Jahren den bisherigen Ständerat Beat Vonlanthen schlug. Beide lassen sich heute allerdings noch nicht in die Karten blicken.
Dobler betreibt Politik am rechten Flügel der Partei
Drittens machen Doblers Ambitionen fürs Parteipräsidium auch deutlich – und das ist wohl der grösste Brocken: In der FDP kriselt es.
Wohin soll die FDP inhaltlich nach dem Abgang von Petra Gössi? Wie stellt sie sich zu Europa und zum Klimaschutz? Dobler selbst hat kürzlich das CO2-Gesetz abgelehnt und war auch gegen das Rahmenabkommen mit der EU. Es wird eine grosse Aufgabe sein, die unterschiedlichen Strömungen in der FDP zusammenzubringen und zu einen – weg von den internen Flügelkämpfen, hin zu klaren, vermittelbaren Positionen. Das nicht nur national, sondern vor allem auch in den Kantonen, an der Basis. Ob Unternehmer Dobler, der dem rechten Flügel der FDP zugeordnet wird und nie eine politische Ochsentour absolvierte, der Richtige dafür ist?
Denn die FDP verliert kontinuierlich – und damit droht bei den Wahlen in zwei Jahren der Verlust des zweiten Bundesratssitzes.
Kandidatensuche läuft noch bis Mitte August
FDP-Chef, FDP-Chefin zu sein ist eine Herkulesaufgabe – ob sich das ausser dem ehemaligen Zehnkämpfer Marcel Dobler sonst noch jemand zutraut, wird Mitte August klar. Bis dann ist die Findungskommission der FDP auf Kandidatensuche. Entscheiden will die Partei anfangs Oktober.