Zwei SVP-Nationalräte haben sich bereiterklärt, die Nachfolge von Parteipräsident Albert Rösti anzutreten: der rechtsaussen politisierende Aargauer Andreas Glarner und der Zürcher Alfred Heer.
Doch dem einen traut man nicht zu, der Partei ein sympathisches Gesicht zu verleihen. Und der andere erlaubt es sich ab und zu, Christoph Blocher zu kritisieren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass das nicht drin liegt, wenn man Ambitionen hat in der SVP.
Zweiter Anlauf bei Gutjahr erfolglos
Deshalb sucht die Findungskommission weiter und fragt sogar bei Kandidierenden nach, die bereits abgesagt haben, wie etwa bei der Thurgauer Nationalrätin und Unternehmerin Diana Gutjahr:
«Ja, ich wurde nochmals angefragt, ob ich zur Anhörung kommen würde. Ich habe wie bereits Anfang Jahr geantwortet, dass mir einfach die Zeit dafür fehlen würde. Denn in erster Linie kommt bei mir das Unternehmen und in zweiter Linie die Politik.»
In erster Linie kommt bei mir das Unternehmen und in zweiter Linie die Politik.
Die erneute Anfrage bei Gutjahr zeigt, wie zunehmend verzweifelt die Suche läuft. Die SVP-Hoffnungs- und Sympathie-Trägerin ist nämlich ausgerechnet bei der Begrenzungs-Initiative nicht auf Parteilinie, über die Ende September abgestimmt wird. Eine Präsidentin Gutjahr wäre dann eine denkbar schlechte Konstellation; kurzfristig zumindest.
Rösti will nicht mehr verlängern
So kam in der Findungskommission die Idee auf, dass Albert Rösti noch ein wenig länger bleiben könnte. Dieser winkt aber ab. Er wolle sich ab diesem Herbst auf seine Arbeit in zwei Kommissionen im Nationalrat konzentrieren: «Ich werde dort genug zu tun haben. Auf dem Friedhof gibt es lauter Leute, die meinten, sie seien unersetzlich. Es wird genügend Nachfolger geben.»
Auf dem Friedhof gibt es lauter Leute, die meinten, sie seien unersetzlich.
Genügend Nachfolger gibt es nach dem heutigen Stand aber nicht. Die einzige neue Kraft in der Parteileitung, die bereits feststeht, ist der Luzerner Nationalrat Franz Grüter.
Neue Aufgabe im Parteistab
Grüter war ebenfalls als Parteipräsident im Gespräch. Der IT-Unternehmer sagte aber ab wegen des zeitlichen Aufwandes. Dafür wurde er im März auf eine Partei-Stabsstelle berufen, die ihn zum SVP-Vizepräsidenten prädestiniert.
Franz Grüter erklärt: «Ich übernehme die Betreuung der Kantonalparteien und werde dort bereits in den nächsten Monaten sehr aktiv den Parteipräsidenten unterstützen.» Damit soll der künftige Präsident oder die künftige Präsidentin entlastet werden.
Der August rückt näher
Sechs Monate nach dem Rücktritt von Albert Rösti zeigt sich: Die grösste Schweizer Partei hat ein Nachfolgeproblem. Es mangelt an Personal, das willig und gleichzeitig Christoph Blocher genehm ist, der immer noch im Hintergrund die Fäden zieht.
Auf die Frage, weshalb die Suche so lange dauere, weicht Franz Grüter aus: «Die Findungskommission will dem Parteivorstand und den Delegierten eine Auswahl geben. Diesbezüglich sind die Türen immer noch offen. Dann schauen wir, was die beste Lösung ist.»
Die Türen sind immer noch offen.
Die Findungskommission hat sich kürzlich erstmals seit der Coronakrise wieder getroffen. Sie tagt bald wieder. Mit dem Ziel, einen Ausweg aus der schwierigen Lage zu finden. Die Zeit wird allmählich knapp, denn bereits im August soll die SVP-Delegiertenversammlung einen neuen Parteipräsidenten wählen.