Das Wichtigste in Kürze
- Migros und WWF setzen sich mit über 70 Massnahmen für einen nachhaltigen Erdbeer-Anbau auf zwei Plantagen in Südspanien ein.
- Unter anderem sollen der Wasserverbrauch und der Einsatz von Pestiziden reduziert werden, um damit ein nahegelegenes, bedrohtes Naturschutzgebiet zu retten.
- Bis die Massnahmen umgesetzt sind, kann es allerdings noch einige Jahre dauern.
- Die Migros will weiterhin auch im Winter spanische Erdbeeren verkaufen – sie sieht darin keinen Widerspruch zu ihrer Nachhaltigkeits-Politik.
Der Nationalpark Coto de Doñana im Süden Spaniens gilt als ökologisch bedeutsames Feuchtgebiet, ist unter anderem ein Lebensraum für seltene Vogelarten – und akut bedroht. Die riesigen Obst- und Gemüseplantagen graben dem Unesco-Weltnaturerbe buchstäblich massiv das Wasser ab, Pestizide verseuchen die Umwelt. Ein Problem, das schon seit Jahren angeprangert wird, passiert ist bislang wenig.
Migros und WWF wollen nun mit dem guten Beispiel vorangehen und haben gleich einen ganzen Strauss von Massnahmen – über 70 an der Zahl – beschlossen. Dank diesen soll sich vorerst auf zwei von fünf Plantagen, welche die Migros beliefern, etwas tun in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Deutlich weniger Wasser verbrauchen
Unter anderem soll der Wasserverbrauch auf den Plantagen deutlich reduziert werden. «Die Farmer sollen den Wasserverbrauch künftig messen und dürfen die Plantagen nur noch mit Tröpfchen bewässern», erklärt Corina Gyssler, Mediensprecherin beim WWF Schweiz, dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Zudem muss der Produzent nachweisen, dass sein Wasser aus einer legalen Quelle stammt. Es soll Schluss sein mit den gefährlichen, illegalen Bohrlöchern, die auch schon Todesopfer gefordert haben. Die Erdbeer-Pflanzer sollen auch weniger Pestizide versprühen und vermehrt auf biologische Schädlingsbekämpfung setzen. Ferner sollen sie für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Plantagenarbeiter sorgen.
Nachahmer sind gefragt
Laut Migros und WWF sollen regelmässige Kontrollen helfen, dass diese und weitere Massnahmen auch umgesetzt werden. Beide rechnen aber damit, dass es noch einige Jahren dauern wird, bis alle Massnahmen greifen. Sukzessive sollen sie auch auf weitere Migros-Plantagen ausgeweitet werden. Und man hofft natürlich, dass schon bald weitere Verkäufer und Produzenten diesem Beispiel folgen werden, sagt die WWF-Sprecherin.
Soweit, so löblich. Wie sieht es aber mit anderen Nachhaltigkeits-Aspekten aus. Umstritten sind bei Schweizer Konsumenten vor allem auch die langen Transportwege der Erdbeeren und die Tatsache, dass die Migros – aber auch andere Detailhändler – die süssen Früchte fast ganzjährig anbieten, auch im tiefsten Winter.
Migros: Keine schlechte Ökobilanz
Die Ökobilanz der spanischen Erdbeeren sei gar nicht so schlecht, findet Migros-Sprecherin Cristina Maurer: Wegen des warmen Klimas seien sie schon im Januar erntebereit. Es brauche für diese Erdbeeren keine Gewächshäuser, und der Transport im Lastwagen sei immer noch ökologischer als auf dem Luftweg. Zudem seien Erdbeeren auch im Winter bei vielen Kunden gefragt, so Maurer.
WWF: Kaufen Sie Bio-Erdbeeren aus der Schweiz
Der WWF widerspricht dem nicht, hat aber Verständnis für die kritischen Konsumenten: «Auch wir empfehlen grundsätzlich, Schweizer Erdbeeren aus Bio-Anbau zu kaufen», sagt Corina Gyssler. In diesem Fall sei das oberste Ziel des WWF aber ein anderes, nämlich, «diesen bedeutenden Nationalpark zu erhalten».