- Beim Hausbau soll aufgrund der Nachhaltigkeit vermehrt Lehm als Alternative zu Beton zum Einsatz kommen.
- In Allschwil (BL) entsteht derzeit ein Neubau, bei dem im Deckenbau auf Lehm und Holz gesetzt und praktisch ganz auf Beton verzichtet wird.
- Lehm als Baustoff ist auch Thema an der Baumesse Swissbau kommende Woche in Basel.
Die Arbeiten auf der Baustelle im Gebiet Bachgraben zwischen Basel und Allschwil laufen auf Hochtouren. Auf den ersten Blick fällt nicht auf, dass hier einer der ältesten Baustoffe überhaupt zum Einsatz kommt: Lehm.
Dieser wird hier in den Decken des Gebäudes mit dem Namen «Hortus» verbaut, zusammen mit Holz. «Wir haben ein System entwickelt, bei dem wir den Aushub, den Lehm, als Gewölbeform in die Decke hineinstampfen», sagt Alexander Franz, Architekt beim Büro Herzog und de Meuron.
Die Idee einer Holz-Lehm-Decke kommt von Ingenieur Nico Ros. Gemeinsam mit seinem Team hat er verschiedene Baustoffe auf deren CO₂-Fussabdruck untersucht und kam zum Schluss: «Eine Betondecke ist zwar die günstigste Variante, aber vom CO₂-Ausstoss her gesehen mit Abstand die schlechteste.»
Lehm funktioniert für den Brandschutz, für Wärmespeicherung, für die Feuchtigkeitsregulation in Räumen und als Schallschutz.
Beton gilt als sogenannter Klimakiller. Vor allem wegen des Bindemittels Zement, das mit viel Energie produziert werden muss. Lehm hingegen habe neben den positiven CO₂-Werten noch weitere positive Eigenschaften: «Er funktioniert für den Brandschutz, funktioniert für Wärmespeicherung, funktioniert für die Feuchtigkeitsregulation in Räumen und als Schallschutz», sagt Nico Ros. Mit dieser Holz-Lehm-Konstruktion könnten viele Probleme gelöst werden.
Forschung mit Magnesium als Bindemittel
Doch es gibt auch Schwachstellen: Lehm ist nicht nur wasserlöslich, sondern auch relativ weich und hat dadurch eine eingeschränkte Tragfähigkeit. Diese negative Eigenschaft wird derzeit noch mit Zement ausgeglichen, den man dem Lehm beimischt.
Dadurch wird der ökologische Vorteil aber wieder zerstört. Deshalb suchen Forscherinnen und Forscher nach Alternativen zum Zement.
Derzeit arbeiten an der Eidgenössischen Forschungsanstalt (Empa) Ellina Bernard und ihre Kollegen an einem Projekt mit einem Bindemittel auf Magnesiumbasis. Erste Tests hätten gute Resultate geliefert. Ziel sei, schon bald Backsteine aus Lehm auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig will man auch eine Rezeptur für gegossenen Lehm finden, der ähnlich wie heute Beton verwendet werden kann.
Infrastrukturbauten weiterhin mit Beton
Dabei gehe es nicht darum, Beton komplett zu ersetzten, sondern ihn nicht mehr zu übernutzen, betont Empa-Forscherin Bernard: «Wenn wir so weit sind, kann man sicherlich Häuser ganz ohne Beton bauen. Für Infrastrukturbauten wie Brücken oder Tunnel macht der Einsatz von Beton auch weiter Sinn. Häuser aber sollten aus anderen Materialien gebaut werden.»
Klar ist: Ein Bau mit Lehm ist derzeit noch aufwändiger und teurer als ein herkömmlicher Betonbau. Die Bauherrin des Hortus-Baus in Allschwil, die Firma Senn, rechnet mit um zehn Prozent höheren Baukosten. Fachexperten wie Architekt Alexander Franz sind aber zuversichtlich, dass diese Kosten in Zukunft deutlich reduziert werden können.
Lehm an der Swissbau
Lehm als Baustoff ist nächste Woche auch Thema an der grössten Baumesse der Schweiz, der Swissbau in Basel. In Workshops und Vorträgen sollen die Vorzüge des Baustoffs entdeckt werden können. Denn: Nach Jahren in der Vergessenheit soll Lehm einen wesentlichen Beitrag leisten, damit die Schweiz bis 2050 klimaneutral ist.