- Nachhilfe ist im Trend. Allein die Nachhilfeplattform tutor24.ch rechnet dieses Jahr mit mehr als zehntausend Anfragen.
- Für viele Eltern ist das Gymnasium der Königsweg; der Preis dorthin spielt keine Rolle.
- Der Druck auf die Kinder wird immer grösser.
- Oft kennen jene, die Druck ausüben, das duale Bildungssystem der Schweiz zu wenig.
- Der Schweizer Lehrerverband schlägt eine Alternative zur Nachhilfe vor.
Nachhilfe ist nicht nur breit akzeptiert, sondern sogar Teil des Schulsystems geworden, sagt Christoph Seitz von der Nachhilfeplattform tutor24.ch – nach eigenen Angaben der schweizweit führende Anbieter für Nachhilfevermittlung.
«Nachhilfe ist auf jeden Fall im Trend. Wir sehen bei Tutor24 einen starken Anstieg der Nachhilfeanfragen – quer über alle Fächer und alle Schulstufen», sagt Seitz. Nachhilfe werde inzwischen nicht nur in Anspruch genommen, wenn das Kind Mühe hat, sondern auch prophylaktisch verordnet. Für dieses Jahr rechnet allein diese Nachhilfeplattform mit mehr als zehntausend Anfragen für Nachhilfeunterricht.
Daraus abzuleiten, dass das Schulsystem versagt, sei jedoch verfehlt. Ursache sei vielmehr, dass für viele Eltern das Gymnasium schlicht der Königsweg sei – egal um welchen Preis. «Die Eltern verstärken den Druck auf die Kinder oder erwarten generell mehr von ihren Kindern», sagt Seitz weiter.
Die Eltern verstärken den Druck auf ihre Kinder oder erwarten generell mehr von ihnen.
Druck machen vor allem jene Eltern, die das duale Bildungssystem zu wenig kennen und oft nicht wissen, dass ihre Kinder auch mit einer Berufslehre viele Optionen haben. Das sagt Franziska Peterhans vom Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer.
«Viele ausländische Eltern verstehen das System der Schweiz nicht und denken, sie müssten ihr Kind in das Gymnasium bringen, sonst habe es verloren», sagt sie. So liegt beispielsweise die Maturitätsquote bei deutschen Kindern in Zürich bei 50 Prozent. Schweizweit sind es 20 Prozent.
Viele ausländische Eltern verstehen das System der Schweiz nicht.
Weil immer mehr Kinder ins Gymnasium wollen, nimmt der Druck zu. Nachhilfe sei jedoch nicht zwingend. Der Schweizer Lehrerverband schlägt als Alternative vor, dass die obligatorische Schule vor wichtigen Prüfungen sogenannte Lernlektionen anbietet, wo jene Schüler, die Defizite haben, ein Thema nochmals durchgehen können.