Grundsätzlich sind die Gemeinden zufrieden: Sie schätzen sich selbst als leistungsfähig ein. Auch ihre Finanzlage scheint gut zu sein; gegenüber 2017 blieben in der Mehrheit der Gemeinden die Steuerfüsse stabil, in 33 Prozent sanken sie. Allerdings beziehen auch zwei Drittel der Gemeinden Gelder aus den kantonalen Finanzausgleichsstrukturen.
Aufgrund diverser Herausforderungen kam es in den vergangenen Jahren allerdings zu zahlreichen Fusionen. Per 1. Januar 2024 gab es noch 2131 Gemeinden. Dies entspricht gegenüber 2010 einem Rückgang um 18 Prozent. Trotz dieser Entwicklung bleiben viele kommunale Körperschaften nach wie vor klein.
So zählt die Hälfte aller Gemeinden weniger als 1693 Einwohnerinnen und Einwohner. Das spiegelt sich auch auf den Verwaltungen wieder: In mehr als einem Drittel der Gemeinden (37 Prozent) arbeiten weniger als fünf Personen im Gemeindehaus.
Die über 2100 Schweizer Gemeinden schätzen sich zwar grundsätzlich als leistungsfähig ein – doch Raumplanung, Asylsuchende und Digitalisierung stellen sie vor grosse Herausforderungen. Auch die Nachfolgeregelung der «Dorfvorstehern» wird zum Problem. 49 Prozent der Gemeinden bekunden nur schon Mühe, Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeindeexekutiven zu finden.
Ein 54-jähriger verheirateter Mann, der beruflich eine Kaderstelle hat oder selbstständig erwerbend ist. So sieht das durchschnittliche Mitglied einer Gemeindeexekutive aus, wie die Befragung zeigt.
Das ist ein alarmierender Zustand.
Die Entwicklung bereite ihm Sorgen, sagt Reto Steiner, Studienautor und Professor für Public Management. «Die Gemeindeexekutiven werden immer älter, der Frauenanteil ist sehr tief und die Hälfte der Gemeinden hat Probleme, noch genügend Leute für die politischen Ämter zu finden. Das ist ein alarmierender Zustand.»
Ein Viertel der Gemeindeexekutivämter wird in der Schweiz von Frauen besetzt. Unter einem Fünftel der Gemeindeverantwortlichen sind jünger als 45 Jahre. Diese fehlende Vielfalt sei ein Problem, meint Steiner. «Die Entscheide, die gefällt werden, werden halt oft geprägt von den eigenen Lebenswelten. Wenn nur noch jeder Fünfte unter 45 Jahre alt ist, dann fehlt eine ganz wichtige Perspektive, beispielsweise von Familien mit kleinen Kindern, aber auch von Personen, die pendeln.»
Arbeit im Amt ist aufwändig
Das Problem: Gemeindeämter sind sehr aufwändig. Als Mitglied einer Gemeindeexekutive muss man mit zehn Stunden Arbeit pro Woche rechnen, als Gemeindepräsident sogar mit 20 Stunden.
Das sei herausfordernd, sagt Claudia Kratochvil-Hametner, Direktorin des Schweizerischen Gemeindeverbandes. «Das Monitoring zeigt, dass es für junge Leute offensichtlich schwierig ist, ein Milizamt mit Familie, Beruf und Ausbildung zu vereinen. Für Frauen gilt das noch verstärkt. Sie haben immer noch den Hauptteil der Betreuungs- und Familienarbeit.»
Ich denke auch an moderne Arbeitszeitmodelle.
Hier seien Massnahmen notwendig. «Ich denke da an Coaching und Mentoring», so Kratochvil-Hametner. «Frauen nehmen eine Vorbildrolle ein, können auf andere Frauen zugehen. Ich denke aber auch an moderne Arbeitszeitmodelle.» Dazu gehöre ein angepasster Sitzungsrhythmus.
Fest steht, dass sich auf Bundes- und Kantonsebene sowie in grösseren Städten immer mehr Frauen und jüngere Menschen in politischen Ämter engagieren. In kleineren und mittleren Gemeinden, wo vieles nebenamtlich oder ehrenamtlich ist, scheint dies noch deutlich schwieriger.