Vier Jahre Krieg im Jemen haben laut UNO zur derzeit grössten humanitären Krise weltweit geführt. Die Hilfe mache für jeden einzelnen Betroffenen einen Unterschied, betont Daniela Toupane im Namen der Glückskette und ihrer Partnerhilfswerke.
SRF News: Wer und was wird mit dem für Jemen gespendeten Geld unterstützt?
Daniela Toupane: Fünf Partnerhilfswerke der Glückskette sind bereits im Jemen tätig. Das sind unter anderem die Ärzte ohne Grenzen (MSF), die in Spitälern arbeiten und auch Material und Apparate bereitstellen. Nur noch die Hälfte der Spitäler ist in Betrieb. Es gibt zwar gutes Personal, aber kein Geld für den Betrieb und die Löhne.
Wie nahe verfolgen Sie die Arbeit ihrer Partnerorganisationen?
Der Austausch ist immer sehr eng und im Kriegskontext von Jemen noch enger. Von einem auf den anderen Tag kann alles ändern. Da müssen wir rasch umdisponieren können. Wenn in einem Gebiet die Arbeit unmöglich wird, muss andernorts Hilfe geleistet werden.
MSF musste wegen wiederholten Angriffen Stationen aufgeben. Können unterstützte Projekte nicht immer zu Ende geführt werden?
Damit muss gerechnet werden. Allerdings zahlen wir die gesprochenen Gelder in Tranchen nach Projektfortschritt aus. Nicht aufgebrauchte Mittel werden in neue Aktivitäten investiert.
Wie wird sichergestellt werden, dass die Gelder bei den Menschen vor Ort ankommen?
Es gibt verschiedene Kontrollmechanismen. Dazu gehört die Auswahl der Partner. Bei laufenden Projekten erhalten wir regelmässig Berichte von Hilfswerken. Auf dieser Basis zahlen wir Gelder aus. Nach Möglichkeit besuchen wir Projekte selber, etwa im Irak. In Jemen gestalten sich Besuche wegen der Visa-Situation schwierig, wie auch schon unser Direktor erfahren musste.
Ist das jetzt gesammelte Geld für Jemen nicht nur einen Tropfen auf einen heissen Stein oder bringt es etwas?
Für jeden Menschen, dem geholfen werden kann, macht das einen Unterschied. Ein Projekt haben wir mit einer Spendenmillion bereits finanziert. Es ist eine Bargeldhilfe «Save the Children». In gewissen Gegenden von Jemen gibt es sehr wohl Nahrungsmittel, doch das Geld fehlt. Solche Hilfe finanzieren wir gern, denn es lässt den Betroffenen die Würde, selbst zu entscheiden. Sie werden es für Essen und Medikamente brauchen. Weitere 800'000 Franken sind für ein weiteres MSF-Projekt geplant, sobald die nötigen Mittel eingegangen sind.
Wie gut fliessen die Spenden bei kriegerischen Ereignissen?
Schweizerinnen und Schweizer sind auch in Kriegskontexten sehr spendenfreudig, was nicht selbstverständlich ist. Bei Naturkatastrophen spenden die Menschen in der Regel schneller und spontaner als bei menschengemachten Katastrophen. Trotzdem sehen wir, dass das humanitäre Gedankengut in der Schweiz bei Jung und Alt verbreitet ist. Es ist zwar ein bisschen weniger, aber es wird auch im Kontext mit Jemen gespendet.
Das Gespräch führte Eliane Leiser.