Die Flut im Jahr 2005: Am 22. August 2005 trat die Reuss an verschiedenen Orten über die Ufer. In den Kantonen Luzern und Aargau gab es immense Schäden, allein im Aargau waren es rund 30 Millionen Franken. Eine Analyse des Kantons Aargau zeigte, dass der Hochwasserschutz verbessert werden muss.
Der Handlungsbedarf heute: Es bestehe ein «grosses Risiko von Dammbrüchen», heisst es nun in einer Mitteilung vom Freitag. Deshalb sollen im südlichen Freiamt, zwischen Sins und Bremgarten, Dämme verstärkt und erhöht werden. Allerdings reichen auch diese Massnahmen nicht, sollte es ein «100-jährliches Hochwasserereignis» geben. Deshalb braucht es auch neue Flächen, die überflutet werden könnten.
Die Idee «Rückhalteraum Reussspitz»: Die Behörden prüften, ob sie bei einem Hochwasser die Gegend am sogenannten «Reussspitz» fluten könnten, in den Kantonen Zug und Zürich gelegen. «Diese Region wird bereits jetzt bei Hochwasser überschwemmt, natürlicherweise», erklärt der zuständige Aargauer Projektleiter Silvio Moser. Allerdings ist die Gegend bei der Einmündung der Lorze in die Reuss nicht nur bei Spaziergängerinnen und Wanderern beliebt, sondern auch ein wichtiges Naturschutzgebiet. Von den notwendigen baulichen Massnahmen wären gemäss Mitteilung «ein verfassungsrechtlich geschütztes Flachmoor und eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung» betroffen.
Kampf zwischen Landwirtschaft und Naturschutz: Die Aargauer Behörden prüften diese Variante trotzdem. Denn bei anderen möglichen Überflutungsflächen weiter nördlich ist Ackerland betroffen. Bei einem Hochwasser würde also die Landwirtschaft leiden. Die Kantone Zug und Zürich lehnten einen Rückhalteraum im Reussspitz aber ab, heisst es nun aus der Aargauer Kantonshauptstadt. Zudem habe ein Rechtsgutachten gezeigt, dass die Variante nicht bewilligt würde. «Man hätte Dämme verlängern und Bauten errichten müssen, damit das Wasser kontrolliert abgeleitet werden kann», erklärt Silvio Moser. Diese Bauten würden das Naturschutzgebiet zu stark beeinträchtigen.
Jetzt braucht es neue Lösungen: Der Aargau muss sein Hochwasserproblem im Reusstal also im eigenen Kanton lösen. «Es gibt zwei bis drei andere geeignete Räume, die man überfluten könnte», erklärt Silvio Moser vom Aargauer Bau- und Umweltdepartement. Allerdings müsse man auch dort «verschiedene Interessen» gegeneinander abwägen. Moser rechnet deshalb damit, dass es noch einige Jahre dauert, bis der Hochwasserschutz an der Reuss gelöst ist. Dann wird das grosse Hochwasser von 2005 wohl rund zwanzig Jahre her sein.