Festlich geschmückt stehen die Weihnachtsbäume im Spielzeugwelten Museum in Basel. Auf den ersten Blick sieht die Baumdekoration aus Kugeln, Lametta und Sternen unverdächtig aus. Doch bei genauerem Hinsehen entdeckt die Beobachterin zwischen den Zweigen auch Gegenstände, die so kaum etwas mit dem christlichen Fest der Liebe zu tun haben: Gewehre, Zeppelin, Panzer.
Die kleine Sonderausstellung beleuchtet einen Teil des Alltags der Menschen in Europa und USA, die den ersten und zweiten Weltkrieg erlebten. Und sie zeigt, wie die historischen Ereignisse sich selbst auf den Christbaumschmuck niederschlugen.
Weihnachtsbaum #1: Erster Weltkrieg
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Bild 1 von 3. Zeppeline gab es in allen möglichen Varianten als Christbaumdekoration. Deren Entwicklung wurde im Ersten Weltkrieg stark vorangetrieben. Die Luftschiffe wurden nicht nur im Krieg sondern auch für die zivile Luftfahrt genutzt. Bildquelle: SWMB.
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Bild 2 von 3. Der Heimatstolz bewog die Menschen dazu, Flaggenschmuck an den Baum zu hängen. Allerdings gab es auch Flaggensets zu kaufen, die Flaggen verschiedener Länder enthielten. Bildquelle: SWMB.
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Bild 3 von 3. Pickelhauben, die erst von preussischen, später auch von deutschen und habsburgischen Armeeangehörigen getragen wurden, waren ein beliebtes Sujet. Auch Bilder vom Deutschen Kaiser Wilhelm II hingen an deutschen Weihnachtsbäumen. Bildquelle: SWMB.
Die Zeit vor und zu Beginn des ersten Weltkriegs war geprägt von patriotischen Gefühlen und Begeisterung für die Errungenschaft der modernen Technik. Von diesen Gefühlen zeugt auch die Weihnachtsdekoration aus dieser Zeit.
Damals hatte in Europa praktisch jede Familie irgendeinen Angehörigen, der im Krieg kämpfen musste. «Die Menschen fühlten sich mit den Soldaten verbunden. Eine Form dies auszudrücken war der mit solchen Gegenständen geschmückter Weihnachtsbaum», sagt Kuratorin Laura Sinanovitch.
Weihnachtsbaum #2: Nazideutschland
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Bild 1 von 2. Julschmuck mit Runenzeichen – darunter auch Hakenkreuze – sind eine Abart in der Geschichte des weihnachtlichen Brauchtums. Die Nazis wollten die christliche Tradition verdrängen und mit einem «germanischen» Fest ersetzen. Bildquelle: SWMB.
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Bild 2 von 2. Die von der NSDAP ins Leben gerufene Winterhilfe vertrieb Holzfigürchen, Märchenfiguren oder auch Türplaketten. Mit dem Erlös wurden Geschenke für die Soldaten an der Front gekauft. Zudem gab es Büchlein, in denen zu lesen war, wie man nationalsozialistisch richtig Weihnachten feiert. Bildquelle: SWBM.
Weihnachtsschmuck mit germanischen Runenzeichen hingen an so genannten Julbäumen, welche die faschistische NSDAP förderte. «Die Nazis haben versucht, das Weihnachtsfest umzudeuten und für ihre Propaganda zu nutzen», sagt Sinanovitch. Wobei ein so geschmückter Baum nur bei wenigen Menschen tatsächlich in der Stube stand. Trotzdem könne man nicht wegdiskutieren, dass es sie gab.
Weihnachtsbaum #3: Patriotismus in den USA
Den US-Weihnachtsbaum aus dem Zweiten Weltkrieg wird von den Farben Rot, Weiss, Blau dominiert. Damals galt ein Importverbot für deutsche Produkte, weshalb die Amerikanerinnen und Amerikaner auf die beliebten Glaskugeln aus Deutschland verzichten mussten. «Jene Kugeln, die die USA während der Kriegsjahre selbst produzierten, waren qualitativ längst nicht so gut, wie die originalen Kugeln aus Europa», erzählt Sinanovitch. Sobald der Krieg zu Ende war, wurden deshalb auch rasch wieder die deutschen Weihnachtskugeln importiert.
Die Ausstellung «Patriotischer Weihnachtsschmuck – kleine Weihnachtsschau» läuft noch bis Mitte Februar im Spielzeugwelten Museum Basel.