- Wer heute etwas in ein Gefängnis schmuggeln will, tut dies per Drohne.
- Die ferngesteuerten Fluggeräte sind inzwischen billig und einfach zu kaufen. Für die Gefängnisse werden sie deshalb zum Problem.
- Als zweite Schweizer Haftanstalt hat Lenzburg ein Drohnenabwehrsystem installiert. Seit letztem November ist es in Betrieb. Ein Augenschein.
Im Ausland kommt es immer wieder vor, dass Handys, Waffen oder Drogen mit Drohnen in Gefängnisse geschmuggelt werden. In der Schweiz seien ihm zwei Vorfälle bekannt, sagt Marcel Ruf. Für den Gefängnisdirektor ist das Grund genug, die Justizvollzugsanstalt Lenzburg aufzurüsten.
Vorbeugen statt heilen
Seit letztem November hat seine Anstalt ein Drohnenabwehrsystem in Betrieb. «Wenn wir eine Gefahr erkennen, versuchen wir, etwas dagegen zu machen, damit es gar nicht erst soweit kommt.»
Das Sicherheitszentrum der Strafanstalt Lenzburg ist nur über eine Schleuse erreichbar. In dem sogenannten Technikraum hängen 30 Bildschirme an der Wand, die Videoaufnahmen von den verschiedenen Räumen zeigen. Rote Lämpchen blinken, immer wieder ertönen Signale.
Wenn wir eine Gefahr erkennen, versuchen wir, etwas dagegen zu machen, damit es gar nicht erst soweit kommt.
Ruf wendet sich dem 31. Bildschirm im Raum zu, der an der Rückwand angebracht ist. «Hier auf der Rückseite haben wir den Bildschirm für die Drohnendetektionsanlage.»
Drohnen werden abgeschossen
Darauf ist eine Videoaufnahme der ganzen Anstalt aus der Vogelperspektive zu sehen. Gelbe Punkte zeigen, wo die Sensoren angebracht sind und wie weit sie ausstrahlen.
Wenn das System etwas in der Luft bemerkt, liefert es Live-Bilder dieses Objekts und alarmiert den Mitarbeiter mit einem akustischen Signal. Fliegt die Drohne nicht höher als 30 Meter, kann der Mitarbeiter sie mit einer speziellen Pistole herunterholen.
Bisher kein Ernstfall
Bisher hat das System nur wegen Vögeln Alarm geschlagen. Die Einstellungen mussten entsprechend angepasst werden. Zum Ernstfall ist es in Lenzburg noch nie gekommen. Das Abwehrsystem erfülle seinen Zweck also, findet Ruf.
Das Abwehrsystem erfüllt seinen Zweck.
«Das ist bei sämtlichen Sicherheitssystemen, die installiert werden, der Fall. Wir machen bewegliche Zäune, die Alarm schlagen, wenn jemand darüber klettert. Wenn die Gefangenen das wissen, klettern sie in der Regel auch nicht darüber.»
Die Strafvollzugsanstalt Lenzburg ist mit der Strafanstalt Bostadel im Kanton Zug erst das zweite Schweizer Gefängnis, das ein solches System installiert hat. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis weitere folgen, ist Ruf überzeugt.