Ein Berner Bestattungsunternehmen transportiert Leichen nicht nur per Auto, sondern neu auch per Velo. «Wir wollen damit einen entspannten Umgang mit dem Tod fördern», sagt Bestatterin Linda Romano. Für das Bestattervelo wurde ein Lastenvelo umgebaut: Ein Elektromotor sorgt für den Antrieb, Autoreifen vorne für stabilen Halt.
Das Velo, welches den Leichnam im Sarg zum Friedhof bringt, sei eine Möglichkeit, sich einen persönlichen Wunsch zu erfüllen, sagt Romano. Kreativität bei der Bestattung sei ein Schlüssel zu einem offeneren Umgang mit dem Sterben, so die Bestatterin des Bestattungsunternehmens Aurora. Linda Romano verweist auch auf die Nachhaltigkeit. Das Bestattervelo soll deshalb auch Naturfreunde und Umweltbewusste ansprechen.
Das Berner Bestatterunternehmen ist nicht das erste mit einem solchen Velo, ähnliche Konstruktionen gibt es beispielsweise auch in Deutschland und Dänemark.
Noch sind solche Velos aber eine absolute Ausnahmeerscheinung. Handelt es sich also schlicht um einen PR-Gag? «Ich würde das nicht als PR-Gag abtun», sagt Ekkehard Coenen. Der Soziologieprofessor forscht an der Bauhaus-Universität Weimar zu den Themen Sterben und Bestatten. «Mit diesem Fahrrad wird der Tod sichtbarer – und das ist gut so.» Wichtig sei jedoch, dass es nicht einfach als Vermarktungsmittel angesehen wird, sondern die Trauerarbeit der Angehörigen tatsächlich unterstützt.
Ambivalentes Verhältnis
Der Soziologieprofessor beobachtet, dass es immer mehr Formen der Trauer gibt. Er spricht von einem Aufbrechen der Traditionen im Umgang mit dem Tod. Für ihn gehört das Velo auch zum Öko-Trend, naturnahe Bestattungen in Wäldern beispielsweise seien gefragt.
Ekkerhard Coenen spricht von einem ambivalenten Verhältnis der Gesellschaft zum Tod. «In Krimis und in der Mode begegnen wir dem Tod täglich, mit Trauer und Trauenden umzugehen macht der Gesellschaft aber Mühe». In Bern versucht das Bestattungsunternehmen, dem per Velo entgegenzutreten.