Zwanzig Menschen sind am 4. August sofort tot, als die «Tante Ju» im Sardona-Kessel oberhalb von Flims (GR) abstürzt. Jetzt ist ein Video an die Öffentlichkeit geraten, das den senkrechten Aufprall zeigt: Gefilmt von einer Augenzeugin, die den Sturzflug vom Piz Segnas aus beobachtet und die letzten Sekunden mit ihrem Handy aufgezeichnet hat.
Keine neuen Erkenntnisse
Zuerst habe sie Fotos von der fliegenden Ju-52 geschossen, sagt die Augenzeugin zu blick.ch. «Gleich nach dem Foto kam das Flugzeug irgendwie ganz komisch in unsere Richtung geflogen. Da habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmte, und auf ‹Video› gedrückt.»
Das Video hat die Augenzeugin schon kurz nach dem Absturz den Ermittlern zur Verfügung gestellt, das bestätigt Untersuchungsleiter Daniel W. Knecht von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) gegenüber SRF. Es sei ein wichtiges Dokument für die Ermittlungen. Allerdings: Aufschluss über die eigentliche Absturzursache biete das Video des Aufpralls nicht, betont Knecht.
Die Untersuchungsstelle SUST wertet gemäss Knecht derzeit rund hundert Augenzeugenaussagen sowie Videos aus. Die Unterstützung aus der Bevölkerung sei sehr erfreulich, sagt Knecht, und sie sei auch entscheidend, um den tödlichen Flugunfall aufzuklären.
Auch ältere Daten gefragt
Nach wie vor kann die SUST aber kein Fazit ziehen. So gilt der Aufruf an die Bevölkerung auch weiterhin, Videos und Fotos der SUST zu senden – dies sowohl von jenem verhängnisvollen 4. August 2018 als auch aus den Jahren 2016 bis 2018. Knecht erklärt im Interview, weshalb diese Daten so wichtig sin
Für die Klärung des Unfalls entscheidend sind nicht die heute öffentlich gemachten letzten Sekunden des Fluges, sondern der ganze Verlauf des letzten Fluges der Ju-52 mit der Kennung HB-HOT. Um diesen Flugverlauf zu rekonstruieren, versucht die SUST auch die Geräte auszuwerten, die die Opfer mitführten.
Die Smartphones, Fotoapparate und Videokameras der Rundfluggäste sind beim Aufprall zwar zerschellt, sie wurden aber sichergestellt. Die Einzelteile werden nun von der französischen Untersuchungsbehörde aufbereitet, sodass zumindest einige Speicherdaten wieder gelesen werden können. SUST-Untersuchungsleiter Knecht sagt heute, es gäbe bereits erste Erfolge dieser anspruchsvollen Kleinstarbeit.