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Neue Eigenheim-Finanzierung Wohneigentum auf Zeit: Ein Zukunftsmodell?

Für viele Normalverdiener ist Wohneigentum zu teuer geworden. Gerade in grösseren Städten sind die Preise hoch. Ein neues Modell soll den Traum vom Eigenheim dennoch ermöglichen: Wohneigentum mit Ablaufdatum.

Das Wichtigste in Kürze

  • Für viele Normalverdiener ist Wohneigentum zu teuer geworden. Gerade in grösseren Städten sind die Preise hoch.
  • Ein neues Modell soll den Traum vom Eigenheim dennoch ermöglichen: Wohneigentum mit Ablaufdatum.
  • Ein grosser Vorteil: Bei einem Vertrag über 30 Jahre muss der Käufer beispielsweise nur ein Drittel des Gesamtpreises bezahlen.
  • Der Nachteil: Wohneigentümer auf Zeit können nicht von potenziellen Wertsteigerungen profitieren.

Ob Haus oder Wohnung: Viele Schweizerinnen und Schweizer träumen von Wohneigentum. Wegen der steigenden Immobilienpreise und der strengen Vorgaben der Banken für Hypotheken ist ein Eigenheim für viele jedoch unerschwinglich geworden.

Eine mögliche Lösung: Wohneigentum auf Zeit. Das Eigenheim wird für eine fixe, limitierte Zeitdauer – zum Beispiel 30 Jahre – gekauft. Dieser Zeitraum soll möglichst einem Lebenszyklus entsprechen: Bis beispielsweise die Kinder gross sind, ausziehen und man den Platz nicht mehr braucht. Danach fällt das Objekt an den Investor zurück.

Wohneigentum wird bezahlbar

Der grosse Vorteil: Wohneigentum wird erschwinglich. Bei einem Vertrag über 30 Jahre muss der Käufer beispielsweise nur ein Drittel des Gesamtpreises bezahlen. Dies, weil man bei Immobilien mit einer Laufzeit von 100 Jahren rechnet.

Zum Kaufpreis kommt allerdings noch eine monatliche Gebühr dazu, ähnlich einem Baurechtszins. Diese muss man dem Investor für die Nutzung der Liegenschaft beziehungsweise der Gebäudehülle bezahlen. Zudem müssen sämtliche Reparaturen innerhalb der Wohnung selber berappt werden.

Problem Stockwerkeigentum gelöst

Ein weiterer Vorteil: Auch das Problem vieler Stockwerkeigentümer, dass man sich bei Sanierungen mit den Miteigentümern nicht einigen kann, ist mit diesem Modell gelöst. Nach Ablauf der 30 Jahre fallen die Wohnungen in den Besitz des Investors zurück. Und dieser kann in Eigenregie entscheiden, ob die gesamte Liegenschaft saniert wird oder nicht.

Erst in einem Mehrfamilienhaus in Bern Realität

Die europaweit einzige Liegenschaft, in der Wohneigentum auf Zeit bereits möglich ist, steht in Bern. Eine der rund 40 WohneigentümerInnen auf Zeit sieht für sich gleich mehrere Vorteile: «In der Wohnung kann ich machen was ich will. Ich bin nicht abhängig wie ein Mieter und muss den Eigentümer fragen. Ich kann das Bad umbauen oder eine neue Küche einbauen – so wie es mir gefällt.»

Kinder müssen sich nicht um Verkauf kümmern

Ein weiteres Argument für diese Wohnform: Ihre Nachkommen müssen sich nicht mit dem Verkauf beschäftigen, wenn Frau Rentsch dereinst nicht mehr darin wohnen kann. Auch habe sie sich aufs Alter hin kein unnötiges Risiko aufbürden wollen. Und vor allem nicht so viel Geld in einer Immobilie binden wollen: «Ich will, dass das Geld für anderes da ist. Für gesundheitliche Notfälle. Oder auch einfach, um irgendwann das Pensionsalter zu geniessen», so Rentsch.

Nachteile

Ein Nachteil dieses Modells ist, dass die Wohneigentümer auf Zeit nicht von potenziellen Wertsteigerungen profitieren können. Zudem ist die rechtliche Situation mit zwei Eigentümern relativ komplex. Und ein dritter Punkt: Es dürfte relativ schwierig sein, solches Wohneigentum mit «Ablaufdatum» weiterzuverkaufen.

Attraktiv für «junge Rentner» und Familien

Die Hochschule Luzern ist vom Modell «Eigentum auf Zeit» überzeugt. Sie hat kürzlich ein Projekt gestartet, um diese Wohnform zu fördern und bekannter zu machen. Interessant sei das Modell vor allem für «junge Rentner» und Familien, so die Projektverantwortlichen. Wegen deren Einkommens- bzw. Vermögenssituation erhalten diese Bevölkerungsgruppen von den Banken häufig keine oder nur eine niedrige Hypothek.

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