- Knapp ein Jahr nach der Einweihung des längsten Eisenbahntunnels der Welt rollt der erste neue Gotthard-Hochgeschwindigkeitszug Giruno aus der Werkstatt.
- Am Roll-out bei Stadler Rail in Bussnag (TG) dabei sind Bundesrätin Doris Leuthard und SBB-Chef Andreas Meyer.
Der einstöckige Giruno ist bis zu 400 Meter lang und bietet den Passagieren bis zu 810 Sitzplätze – rund 40 Prozent mehr als bisher. Die Züge sind mit Wlan und einem Mobilfunkverstärkern ausgestattet.
Der Giruno (abgeleitet von rätoromanisch Mäusebussard) erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 250 Kilometern pro Stunde. Die neuen Züge rollen ab Ende 2019 auf der Gotthard-Linie bis nach Mailand.
Die Vorgeschichte
- 2014 hat die SBB einen 980-Millionen-Auftrag an die Stadler Rail vergeben.
- 29 EC250 Niederflur-Hochgeschwindigkeitszüge wurden gebaut.
Es ist ein Prestige-Zug, den Stadler Rail an die SBB ausliefert. Entsprechend anspruchsvoll war die Entwicklung. «Es war für uns das erste Mal, dass wir in den Hochgeschwindingkeitssektor vorgedrungen sind. Das Projekt war zudem speziell, weil es mit drei verschiedenen Stromsystemen kompatibel sein muss», sagt Marina Winder, Sprecherin von Stadler Rail. Zudem werde der Zug für vier verschiedene Länder zugelassen. Dies habe viele Anforderungen gestellt.
Aussergewöhnlich und aufwendig war auch das Vergabeverfahren. Laut Marina Widmer arbeiteten 30 Personen während drei Jahren an dem Projekt, bis es eingereicht werden konnte. Alleine die Bewerbung kostete 12,5 Millionen Franken.
Ein Schweizer Auftrag für ein Schweizer Unternehmen
Im Mai 2014 erhielt Stadler Rail den Auftrag im Wert von knapp einer Milliarde Franken. Das kam äusserst gelegen, denn in den Jahren davor lief das Geschäft nicht mehr rund. Wegen der Eurokrise und dem starken Franken musste Stadler Rail unten durch. Auch die Expansion in Russland – vom Werk im weissrussischen Minsk aus – verläuft nicht wie gewünscht.
Dass sich Stadler Rail mit dem neuen Gotthard-Hochgeschwindigkeitszug gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen konnte, kommt aber auch der Schweizer Volkswirtschaft zugute: 80 Prozent der Wertschöpfung fallen im Inland an. Die Drehgestelle werden in Winterthur produziert und in Bussnang im Kanton Thurgau werden die Züge zusammengebaut.