Schneeleoparden, Löwen und Tiger sind im Moment keine zu sehen im Zoo Zürich. Die Tiere sind temporär in anderen Tierparks untergebracht, der Zoo baut ihre Gehege um. Bisher lebten die Raubkatzen in separaten Anlagen. In Zukunft sind sie alle in der Grossanlage Panterra unterwegs.
Ab 2025 werden die Löwen, Tiger und Schneeleoparden dieses neue Gehege bewohnen. Zwar leben die Raubkatzen auch da voneinander getrennt – insbesondere Tiger und Schneeleoparden gelten als Feinde.
Doch die Grossanlage ist besonders: Die Panterra setzt sich aus vier kleineren Lebensräumen zusammen, die miteinander verbunden sind. Zwischen den Welten mit unterschiedlichen Landschaften wechseln die Tiere hin und her.
Das Herzstück der Panterra ist eine 17 Meter lange Stahlbrücke. Sie hat einen Fichtenstamm in der Mitte. Über diese Tierbrücke können Löwen, Tiger und Schneeleoparden regelmässig die Bereiche tauschen. Das Spannende für sie: Sie können sich zwar riechen, aber nicht sehen.
Das Spannende für das Publikum: Die Grosskatzen laufen über die Köpfe der Zoobesucherinnen und Zoobesucher hinweg. Die Brücke ist in einer Höhe von 4.5 Metern montiert.
Der Zoo erhofft sich vom Spaziergang über dem Boden eine grosse Wirkung. «Die Tiere sollen auch stehen bleiben, wenn sie sich wohlfühlen», sagt Franziska Dreier. Eine möglichst natürliche Umgebung mit Gras und Hängepflanzen soll den Katzen Sicherheit verschaffen.
Franziska Dreier ist als Kuratorin Raubtiere für die Panterra zuständig und spricht von einem «Hingucker für die Besucherinnen und Besucher». Damit sich auch das Publikum unter der Brücke wohlfühlt, installiert der Zoo ein Sicherheitsnetz.
Neue Anlage zeitgemäss?
Doch wie zeitgemäss ist die Grossanlage Panterra tatsächlich? Der Zoo sieht im Rotationssystem verschiedene Vorteile zur bisherigen Tierhaltung. «Der Wechsel ist für die Tiere eine Bereicherung», sagt Franziska Dreier. Erstens entdeckten die Raubkatzen neue Gebiete. «Ihr Bewegungsradius vergrössert sich, was ihrem natürlichen Verhalten entspricht.»
Zweitens verändert sich einiges für die feine Nase der Tiere: «Da sie ihr Revier markieren, entstehen immer wieder neue Gerüche in der Anlage.» Die Leoparden riechen so beispielsweise die Tiger, die zuvor im gleichen Lebensraum unterwegs waren. Dies sei spannend und gut fürs Tierwohl.
Wie die Raubkatzen auf die Panterra reagieren, zeigt sich im nächsten Januar: Dann beziehen sie voraussichtlich ihre moderne Anlage. Die Eröffnung ist im Frühling 2025.
Es ist übrigens nicht das erste Rotationssystem, welches der Zoo einführt. So waren die Wölfe früher immer wieder stundenweise in der Tigeranlage unterwegs. Umgekehrt kam es aus Sicherheitsgründen aber nicht infrage, die Tiger in die Wolfsanlage zu lassen. Dank der Panterra wird dieses «Experiment light» von damals ausgebaut.