Es sorgte Anfang Jahr für Aufregung: In einem Zwischenbericht der Stadt Zürich war die Rede von 250 Meter hohen Wolkenkratzern. Als «Metro-Hochhäuser» sollten sie in die Höhe ragen, schrieb der Tages-Anzeiger. Geplant sei dies in Zürich-West und entlang des Gleisfeldes.
Keine Höhenbegrenzung vorgegeben
Diese Schlagzeilen lösten bei Gegnerinnen und Gegnern Empörung aus. Umweltschützerinnen und Architekten, die Hochhäuser bekämpfen, sparten nicht mit Kritik. Nun hat die Stadt Zürich den Zwischenbericht überarbeitet und die neuen Regeln für Hochhäuser vorgestellt.
Im neuen Papier tauchen die 250 Meter hohen Wolkenkratzer nicht mehr auf. «Die Zahl wurde nur im Rahmen einer Testplanung erwähnt», sagt der Zürcher Hochbauvorsteher André Odermatt. Verschiedene Teams hätten im Entwurf ihre Ideen ausgelotet.
Anders gesagt: Die Zahl war nur fiktiv. Eine Höhenbegrenzung gibt es laut Odermatt nicht. Dies sei aber schon in der Vergangenheit so gewesen. Bereits jetzt könne eine Bauherrschaft einen Turm von 250 Metern bauen.
Aktuell seien allerdings keine solchen Projekte geplant, sagt der Zürcher Hochbauvorsteher. Die Hürden dafür seien hoch: «Es braucht einen Gestaltungsplan. Und dieser muss vom Parlament genehmigt werden.» Auch in Zukunft sei dies der Fall, wenn ein Turm höher als 80 Meter werden solle.
Ein Aussichtspunkt für alle
Die neuen Richtlinien der Stadt schärfen, in welchen Gebieten Hochhäuser möglich sind. Dies gilt für alle Gebäude mit einer Höhe von über 25 Metern.
Zudem führt die Stadt strengere Vorschriften für Bauherren ein. Ist ein Hochhaus höher als sechzig Meter, muss es ein öffentliches Dachgeschoss geben. «Der oberste Aussichtspunkt ist am interessantesten», sagt Katrin Gügler, Direktorin des Amts für Städtebau. «Er soll allen zugänglich sein.»
Schrecken die Pläne Investoren ab?
Weiter sollen Hochhäuser mit erneuerbaren Energien geheizt werden. Auch eine begrünte Umgebung ist vorgegeben. «Wir wollen Themen, die an Bedeutung gewonnen haben, verbindlicher einfordern», sagt Gügler.
Die Pläne stossen bei bürgerlichen Parteien auf Widerstand. «Offensichtlich hat der Stadtrat nicht verstanden, dass der Wohnraum in Zürich knapp ist», sagt Përparim Avdili. Der Präsident der Stadtzürcher FDP befürchtet, dass der Bau von Hochhäusern für Investoren unattraktiver werde. «Die Vorschriften verzögern die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum.»
Zuerst kann sich jetzt die Bevölkerung zu den Plänen äussern. Danach befasst sich der Stadtzürcher Gemeinderat mit den Hochhaus-Richtlinien. Kritiker wie Përparim Avdili dürften für Diskussionen sorgen.