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Neue Idee für den Klimaschutz Kühe fressen CO2 weg

Wenn man’s begriffen hat, ist es ganz einfach: Indem Kühe Holzkohle fressen, reduzieren sie schädliches CO2 in der Luft. Bauer Robert Baumli ist begeistert. Das neue Futter nütze auch den Kühen selber und den Weiden.

Zeit fürs Mittagessen auf dem Hof von Robert Baumli. Mit seinen kräftigen Händen greift er in einen grossen Sack mit zerstückelter Holzkohle. Diese steht auf dem Speiseplan seiner Kühe: «Ich benutze die Holzkohle seit rund 10 Monaten, vor allem für die Gesundheit meiner Tiere. Ihre Verdauung hat sich dramatisch verbessert, ihr Gewicht nimmt schneller zu und ich gebe weniger Geld für den Tierarzt aus», erklärt Baumli.

Die Tiere verdauen die Kohle nicht, sondern scheiden sie als Mist auf den Weiden wieder aus. Das sei der zweite, positive Effekt: Die Kühe «düngen» so die Wiesen. «Da Kohle viele Stoffe aufnimmt und langsam wieder abgibt, macht sie die Felder fruchtbarer. Ich sehe nur Vorteile in der Verwendung von Holzkohle», sagt Baumli zum neuen Futter-Zusatzstoff

Ich sehe nur Vorteile in der Verwendung von Holzkohle.
Autor: Robert Baumli Bauer

Hightech-System der Natur

Und – drittens – das Klima profitiert ebenfalls. Und das geht so: Bäume nehmen klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus der Luft auf und spalten es in Sauerstoff und Kohlestoff. Den Kohlestoff verarbeiten die Bäume zu Nährstoff und lagern ihn zum Beispiel im Holz ab. Wenn das Holz vom Menschen kontrolliert – ohne Abgase! – verbrannt und zu Holzkohle verarbeitet wird, bleibt der schädliche Kohlestoff weiterhin im Material.

Die Kühe fressen die Kohle und spedieren den Kohlestoff so – eingelagert in der Kohle – in die Erde. Er bleibt der Luft dauerhaft entzogen.

Es war Sylvan Oehen, der Bauer Baumli davon überzeugte, Holzkohle ins Futter einzustreuen. Oehen, der ein Beratungsunternehmen im Bereich Ökologie betreibt, erklärt: «Seit Jahrmillionen bietet uns die Natur Hightech-Systeme wie die Fotosynthese in Pflanzen, die Kohlendioxide aufspaltet. Es liegt es an uns, diese Arbeit zu verwerten, für das Klima, aber auch für die Bedürfnisse unseres täglichen Lebens.»

Mehr Holzkohle für mehr Klimaschutz?

Saubere Holzkohle wird bereits heute industriell hergestellt, zum Beispiel von Toni Meier in Flaach (ZH). Er produziert jährlich 400 Tonnen Kohle und könne so 1000 Tonnen CO2 speichern. Seine Anlage sei 24 Stunden in Betrieb: «Das Faszinierendste daran ist, dass wir neben dem hochwertigen Produkt Kohle auch Wärme ins hiesige Gewerbegebiet liefern können, ohne Feinstaubemissionen mit einer absolut positiven Klimabilanz. Vielleicht ist dies der beste Aspekt.»

Das Faszinierendste daran ist, dass wir auch Wärme ins hiesige Gewerbegebiet liefern können.
Autor: Toni Meier

Saubere Holzkohle, so meinen Experten, könnte auch in Beton oder Asphalt gemischt werden, womit schädliches CO2 «eingelagert» und der Luft entzogen würde. Oehen wirbt für das Prinzip. «Wir müssen Holzkohle in grossen Mengen produzieren und deshalb müssen wir die CO2-Speicherung wirtschaftlich attraktiv machen. Nur so können wir der Erderwärmung effektiv entgegenwirken.»

Robert Baumli jedenfalls ist angetan von seinem Kohlefutter. Auf seinem Hof wird weiterhin Holzkohle gegessen. Holzkohle richtig angewendet kann tatsächlich Naturschutz sein.

10 vor10, 24.09.2021; 21:50 Uhr

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