Dass Kirchen umgenutzt werden, ist nicht neu. In der Bullingerkirche im Zürcher Stadtkreis 4 beispielsweise tagen seit Anfang Jahr das Stadt- und das Kantonsparlament. Und doch denkt die reformierte Kirche Zürich bereits über andere, neuartige Nutzungen nach, wie sie auf Anfrage von SRF bekannt gibt. Konkret könnte bei der Kirche Saatlen in Zürich Schwamendingen dereinst ein interreligiöses Zentrum entstehen.
Wir haben ein Interesse an einer stärkeren Zusammenarbeit.
Schon heute finde in der Kirche Saatlen ein Austausch mit der benachbarten Moschee statt, und es gibt gemeinsame Veranstaltungen. Michael Hauser, der bei der reformierten Kirche Zürich für die Immobilien zuständig ist, sagt: «Wir haben durchaus ein Interesse an einer stärkeren Zusammenarbeit.» Man könnte sich auch vorstellen, weitere Religionsgemeinschaften einzubeziehen.
Auch ein Neubau wäre denkbar
Die Idee wäre ein Ort, den verschiedene Religionsgemeinschaften miteinander nutzen könnten. Neben Christinnen zum Beispiel auch Muslime. Wie ein solches Zentrum konkret aussehen würde, ist im Moment aber noch unklar. Denkbar wären laut Hauser verschiedene Optionen. So könnte ein bestehendes Gebäude umgenutzt oder erweitert oder aber ein neues gebaut werden. «Das ist offen – aber es könnte durchaus zu einem Bauprojekt werden», sagt Hauser.
Sollte aus der vagen Idee dereinst Realität werden, sollen verschiedenen Religionsgemeinschaften möglichst viele Räume teilen. Möglich wären laut Hauser beispielsweise gemeinsame Räume, die zum Kochen oder für die Kinderbetreuung genutzt würden. Auf der anderen Seite gingen sie davon aus, dass auch in Zukunft jede Gemeinschaft einen Rückzugsort brauchen würde.
Auf Ängste der Kirchenmitglieder reagieren
In den nächsten ein bis zwei Jahren wollten sie die Idee des interreligiösen Zentrums skizzieren. «Dann möchten wir bei uns intern das Gespräch suchen und auch auf andere Religionsgemeinschaften zugehen», so Hauser. Bis zu einer konkreten Umsetzung könnte es zehn Jahre gehen, sagt er. Ein konkretes Projekt brauche vermutlich einen Beschluss des Kirchenparlaments und möglicherweise auch eine Abstimmung unter den Mitgliedern.
Dass die reformierte Kirche Zürich über die Umnutzung und das Teilen von Räumen nachdenkt, hängt auch mit den sinkenden Mitgliederzahlen zusammen. Bei den verbleibenden Mitgliedern kommen solche Pläne allerdings nicht immer gut an.
Mit Ängsten kann man aus meiner Erfahrung nur dann sinnvoll umgehen, wenn man Begegnungen schafft.
Eine Umfrage der Kirche unter 500 Mitgliedern hat gezeigt, dass rund ein Viertel der Befragten dem Vorschlag, dass auch andere Religionsgemeinschaften ihre Gebete in christlichen Räumen sprechen, skeptisch gegenüberstehen. Diese Bedenken und Ängste nähmen sie ernst, sagt Christoph Sigrist, Pfarrer und Präsident des Zürcher Forums der Religionen. Und er fügt an: «Mit Ängsten kann man aus meiner Erfahrung nur dann sinnvoll umgehen, wenn man Begegnungen schafft.» Dabei könnten Pilotprojekte helfen.