Es ist ein mutiger, wenn nicht gar ein verwegener Weg, den Andermatt jetzt beschreitet. In jedem Fall soll es weiter aufwärtsgehen. Und dies erneut dank ausländischem Geld.
Zwar wird das Dorf immer im Schatten des Gemsstocks liegen – touristisch allerdings ist Andermatt inzwischen aus dem Schattendasein hervorgetreten: Die Milliardeninvestitionen des ägyptischen Investors Samih Sawiris in neue Hotels und Ferienwohnungen haben das Dorf in den vergangenen Jahren zu einer zeitgemässen Destination gemacht. Jedoch fehlt Andermatt die internationale Ausstrahlung.
Andermatt soll zu den ganz Grossen aufschliessen
Allerdings soll nun genau das geschehen. Die neuen Besitzer aus den USA wollen mit Andermatt nicht weniger als zu den ganz Grossen im Alpenraum aufschliessen; zu St. Moritz und Zermatt.
Zweifellos bringen sie das nötige Rüstzeug und das nötige Geld mit: Vail Resorts betreibt vor allem in Nordamerika grosse Skigebiete – darunter weltbekannte Orte wie Vail oder Beaver Creek. Die neue Eigentümerin weiss, wie man eine Destination erfolgreich vermarktet.
Auch kommt ihnen die Topografie entgegen: Das vergleichsweise hoch gelegene Andermatter Skigebiet in einer schneereichen Gegend wird dem Klimawandel besser trotzen können als Gebiete in tiefer gelegenen Lagen. Langfristig ist das durchaus ein Vorteil.
Naturschutz setzt Grenzen für Ausbau
Gleichzeitig setzen die Berge auch die Grenzen: Hotels und Ferienwohnungen im Talboden zu bauen, ist einfacher als ein Skigebiet auszubauen. Neue Gelände für Lifte und Pisten zu erschliessen, ist schwierig bis unmöglich – da setzt der Naturschutz klare Grenzen. Aufwerten lässt sich ein Gebiet heute faktisch nur, indem alte Anlagen durch neue ersetzt oder bisherige Pisten optimiert werden.
Zudem dürfte der Aufstieg in die Top-Liga auch aus weiteren Gründen nicht so rasch vonstattengehen: Möchte Andermatt auch nur annähernd zu St. Moritz oder Zermatt aufschliessen, müsste die Destination ihre Gästezahlen im Vergleich zu heute mindestens verdoppeln. In Zeiten, in denen die Zahl der Wintersportler und Wintersportlerinnen seit Jahren stagniert, kein einfaches Unterfangen.
Und – internationales Renommee lässt sich nicht auf Knopfdruck fabrizieren. Andermatt fehlt schlicht die glanzvolle Ausstrahlung von St. Moritz oder ein globales Wahrzeichen wie das Matterhorn. Selbst wenn so eines vorhanden ist, dauert es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis eine Destination sich international als eigenständige Marke etabliert hat.