Am Urnersee bläst fast immer ein starker Wind. Ideale Bedingungen also für Seglerinnen und Segler auf diesem Teil des Vierwaldstättersees. Der Wind, das Wasser, die imposante Landschaft: Das alles fasziniere Samih Sawiris schon länger, sagt Isidor Baumann. Der ehemalige Urner Ständerat und Regierungsrat betreut das Projekt für den ägyptischen Investor. Als Sawiris den Ort zum ersten Mal gesehen habe, sei er sofort Feuer und Flamme gewesen: «Bei der Besichtigung vor zwei Jahren war es für ihn ein klarer Entscheid, dieses Projekt zu realisieren», so Baumann.
Sawiris hat Grundstück bereits gekauft
Mittlerweile sind die Pläne bereits konkret. In Isleten, gelegen am westlichen Ufer des Urnersees, und in Flüelen sollen zwei Marinas entstehen. Das sind künstlich angelegte Teiche mit Seeanstoss, ein Hafen also für Segelschiffe und Motorboote. Geplant sind auch ein Hotel, Gastrobetriebe und Wohnungen.
Samih Sawiris ist es ernst mit seiner Vision. Vor Weihnachten hat er in Isleten das Grundstück der ehemaligen Sprengstofffabrik gekauft. Dort wurde ursprünglich Dynamit für den Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels produziert.
Freude bei der Regierung
Seit Bekanntwerden der Pläne gehen die Meinungen darüber weit auseinander. Begrüsst werden sie von der Urner Regierung. Die geplante Marina in Isleten habe grosses Potenzial, den Kanton Uri auch für den Sommertourismus attraktiver zu machen, sagt der zuständige Regierungsrat Daniel Furrer (Mitte): «Es geht beim Projekt auch darum, eine Industriebrache der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.»
Im Urner Talboden kann eine ähnliche Dynamik entstehen wie einst in Andermatt mit dem Sawiris-Resort.
Darüber hinaus würden mit den Hafenanlagen auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Furrer sagt: «Im Urner Talboden kann eine ähnliche Dynamik entstehen wie einst in Andermatt mit dem Sawiris-Resort.»
Sorgen bei den Grünen
Genau das mache ihr Sorgen, sagt hingegen Eveline Lüönd. Sie politisiert für die Grünen im Urner Kantonsparlament: «Andermatt zeigt sehr gut, in welchen Dimensionen Samih Sawiris denkt.» Am Urnersee sollen keine riesigen Luxus-Residenzen entstehen, zu denen nur exklusive Gäste Zugang haben, findet Eveline Lüönd. Sie warnt: Uri mache sich noch mehr abhängig von einem einzelnen Investor. Das Seeufer sei eine sehr sensible Zone, der Eingriff in das Landschaftsbild wäre enorm.
Das kann man nicht einfach in ein Ferien- und Freizeitresort im globalen Stil umwandeln.
Gleicher Meinung ist Raimund Rodewald, der Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Er sei schockiert gewesen, als er zum ersten Mal von den Plänen erfahren habe. Dieser Teil des Vierwaldstättersees sei besonders schützenswert: «Das kann man nicht einfach in ein Ferien- und Freizeitresort im globalen Stil umwandeln.» Seine Bedenken habe er Samih Sawiris auch bereits in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, so Rodewald.
Sawiris hat Durchhaltewillen
Projektleiter Isidor Baumann entgegnet: Man nehme die Anliegen der Umweltverbände sehr ernst. Er ist sich sicher: Die Diskussionen würden noch intensiv geführt. Allerdings: Samih Sawiris habe einen grossen Durchhaltewillen: «Wenn er von einer Idee überzeugt ist, möchte er sie unbedingt verwirklichen, dies in enger Zusammenarbeit mit den Behörden und der Gesellschaft.»
Sawiris sei also auch zu Kompromissen bereit. Solche werden auch nötig sein: Neben dem Naturschutz gibt es nämlich auch noch einige raumplanerische Fragen zu klären – und es stehen noch Verhandlungen mit Grundeigentümern an. Bis Segelschiffe und Motorboote in den Marinas ankern können, werden also noch viele Jahre vergehen.