Das Problem zeigte sich in diesem Sommer: Im Stadtzürcher Kreis 4 hatte sich eine offene Drogenszene ausgebreitet. Auf der Bäckeranlage, einem Park in der Innenstadt, hatten sich Süchtige niedergelassen und offen die Billigdroge Crack konsumiert.
Vermutet wurde, dass die Schliessung einer Anlaufstelle, in der Süchtige in geschütztem Rahmen Drogen konsumieren können, dafür verantwortlich war.
Nun hat die Stadt Zürich reagiert und nimmt am Donnerstag einen neuen, provisorischen Standort in Betrieb – nach langer und intensiver Suche. Sie hat auf dem Kasernenareal ganz in der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs ein Containerdorf errichtet, wo Schwerstsüchtige nun Crack konsumieren können.
Notabene ist dies derselbe Ort, an dem die ehemalige Anlaufstelle geschlossen wurde, um Platz für Asylsuchende zu schaffen. Nun soll mit einer provisorischen Lösung die Problematik der offenen Drogenszene auf der Bäckeranlage entschärft werden.
Zentraler Standort von grosser Bedeutung
Für den Zürcher Sozialvorsteher Raphael Golta ist wichtig, dass es nun wieder eine Anlaufstelle im Zentrum der Stadt gibt. Der Alternativstandort bei der Allmend am Rande der Stadt war vielen Süchtigen zu weit, weshalb sie in die zentral gelegene Bäckeranlage ausgewichen sind.
«Diese Menschen sind da, diese Menschen brauchen Unterstützung», so Golta. «Und um sicherzugehen, dass das Problem im öffentlichen Raum nicht wieder grösser wird, braucht es solche Institutionen.»
Die Anlage bietet Platz für 60 Menschen. Nach 30 Minuten müssen die Drogenabhängigen den geschützten, sogenannten Inhalationsraum allerdings wieder verlassen, um Platz für die nächsten Süchtigen zu machen.
Die Stadt rechnet mit bis zu 300 Menschen am Tag. «Es soll möglichst nicht zu Wartezeiten kommen, damit die Süchtigen nicht wieder auf der Strasse konsumieren», sagt Florian Meyer, Leiter der städtischen Kontakt- und Anlaufstellen.
Wir können uns nicht zurücklehnen. Wir müssen bereit sein, unsere Instrumente immer wieder anzupassen, wenn es die Situation erfordert.
Um wieder zur Ruhe zu kommen, stehen den Drogenabhängigen Sofas, Getränke und Essen zur Verfügung. Sie können auch duschen oder ihre Kleider waschen. «Hauptziel ist die Schadensminderung», sagt Meyer. Dazu gehört auch, dass der Mikrohandel mit Drogen toleriert wird, damit dieser nicht auf der Strasse stattfindet.
Zwei Jahre bleibt das Provisorium
Gelöst sei die Problematik der offenen Drogenszene mit dieser Massnahme nicht, betont der Zürcher Stadtrat Raphael Golta. «Wir können uns nicht zurücklehnen. Wir müssen bereit sein, unsere Instrumente immer wieder anzupassen, wenn es die Situation erfordert.»
Die Containeranlage wird nun zwei Jahre auf der Kasernenwiese bleiben. Danach ist ein weiteres Provisorium geplant, bevor im Jahr 2030 die Anlaufstelle definitiv in einen Raum in der Kaserne zieht. Die rund 1000 Süchtigen in der Stadt wurden letzte Woche über das neue Angebot informiert.