Die gleichberechtigte Frau hat die Natur nicht vorgesehen. Dies ist das Totschlagargument der sogenannten Maskulinisten. Diese relativ junge Männerrechtsbewegung hat sich in den USA etabliert, findet aber auch Anhänger und Aktivisten im europäischen Raum.
Der US-Autor Jack Donovan, bekennender Anhänger der Alt-Right-Bewegung, vertritt in seinen Büchern und Vorträgen offen seine frauenfeindlichen Thesen. Die Überlegenheit des Mannes sei naturbedingt, verkündet Donovan.
Frauenhass und politischer Rechtsrutsch
Für die Soziologin und Genderforscherin Franziska Schutzbach von der Uni Basel spiegelt die Haltung der Maskulinisten unsere Zeit. Schutzbach gilt als scharfe Kritikerin von rechtspopulistischen Tendenzen in der Gesellschaft.
Franziska Schutzbach kommt zum Schluss, dass die Wut der Männer auf Frauen in einer existentiellen Angst begründet liegt. Ein grosses Thema sei dabei die männliche Arbeitslosigkeit, sagt Schutzbach. «Männer erleben im europäischen Raum oder im US-amerikanischen Raum, in der westlichen Welt, eine Abstiegsangst oder auch einen realen Abstieg.»
Gemeinsam auf Frauenjagd
Eine weitere Bewegung, die sich in den vergangenen Jahren weltweit verbreitet hat: sogenannte Pickup-Artists. Vordergründig harmlose Männer-Gruppen, die gemeinsam im Ausgang Frauen aufreissen. Die Methoden, welche von Pickup-Coaches wie dem Schweizer Julien Blanc proklamiert werden, sind jedoch an Entwürdigung nicht zu überbieten. Blancs frauenverachtende Methoden umfassen zum Beispiel Würgen und andere sexuell motivierte Übergriffe.
Frauen «sind mitschuldig»
Hass gegen Frauen verspürt auch Michael Balmer. Er präsidierte in der Schweiz die Interessengemeinschaft Anti-Feminismus, welche inzwischen ihre Aktivität eingestellt hat. Feministinnen sind für ihn mitschuldig am Hass, der ihnen entgegen schlägt.
Franziska Schutzbach wird selbst ständig mit Hassbotschaften angegriffen. Als feministische Aktivistin organisiert sie regelmässig Kulturveranstaltungen unter dem Titel «feministischer Salon». «Also Vergewaltigungsdrohungen bekomme ich regelmässig. Und das ist dann meistens anonym», so Schutzbach.
«Incels»: Frauenhass und Verschwörungstheorien
Die Folgen des Frauenhasses können fatal sein. Im April dieses Jahres fuhr ein 25-Jähriger in Toronto in eine Menschenmenge auf einem stark frequentierten Trottoir. 10 Menschen starben, 14 wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Die Opfer waren mehrheitlich Frauen.
Später stellte sich heraus, dass der Täter ein sogenannter «Incel» war: die Abkürzung für «unfreiwillig zölibatär lebender Mensch». Incels verspüren offenbar grosse Wut gegenüber sexuell aktiven Menschen, vermischt mit Frauenhass und Verschwörungstheorien. Dies liess sich aus einem Social-Media-Post des Täters ableiten, worin er den Anfang einer «Incel-Rebellion» ankündigte.