«Bleiben Sie zu Hause» lautete das Gebot des Bundesrats an die Bevölkerung während der ersten Corona-Welle. Im Frühling stand das öffentliche Leben denn auch praktisch still, die Fallzahlen in der Schweiz sanken. Angesichts hoher und sogar steigender Ansteckungszahlen will der Bundesrat die Massnahmen nun wieder verschärfen – vor allem was die Freizeitaktivitäten am Abend betrifft.
Gastrobetriebe, Einkaufsläden und Märkte, Freizeitbetriebe und Sportaktivitäten sollen demnach um 19 Uhr schliessen, sonntags sollen sie ganz geschlossen bleiben.
Dieses Gebot, am Abend zu Hause zu bleiben, trifft bei den betroffenen Gastrobetrieben auf Unverständnis. Die Gastronomie sei kein Hotspot, heisst es beim Branchenverband GastroSuisse mit Verweis auf die Schutzkonzepte. Auch manche Gäste sehen den Abend-Lockdown skeptisch. «Ich kann auch am Tag angesteckt werden, nicht erst am Abend ab 7 Uhr», gibt eine Restaurantbesucherin in Zürich zu bedenken.
Kein Beweis für mehr Ansteckungen am Abend
Task-Force Chef Martin Ackermann räumte bei einer Pressekonferenz ein, man habe keine Zahlen, die bewiesen, dass speziell der Abend mehr Ansteckungen bedeute. Trotzdem: «Jeder Kontakt, der über Arbeit oder Schule hinausgeht, stellt ein zusätzliches Risiko dar», so Ackermann. «Wenn man diese zusätzlichen Kontakte zurückbindet, dann reduziert man die Anzahl Kontakte zwischen Menschen und die Übertragung der Infektionen.»
Im Kanton Genf waren die letzten Monate Läden und Restaurants ganztags geschlossen, die Fallzahlen gingen deutlich zurück. Für Mauro Poggia, Genfer Gesundheitsdirektor, sind die neuen Vorschläge nicht ganz überzeugend.
«Das Signal für die Leute muss sein, dass sie Zuhause bleiben sollen», so Poggia. «Da bringt es nichts, wenn man manchmal öffnet und manchmal nicht. Das effizienteste ist es, ganz zu schliessen. Doch wer hat heute noch den Mut, eine für die Wirtschaft so drastische Entscheidung zu treffen?»
Weihnachtsmarkt will früher öffnen
Nicht alle Gastronomen wehren sich gegen die verkürzten Öffnungszeiten. Sigi Gübeli, die Betreiberin des Weihnachtsmarkts auf dem Zürcher Bauschänzli, will ihre Öffnungszeiten nach vorne verlängern, sollte sie neu um 19 Uhr statt um 22 Uhr schliessen müssen.
«Wir werden unser Konzept nicht anpassen, wir werden lediglich die Öffnungszeiten ändern, den Leuten mehr Möglichkeiten den Tag über geben, schon Mittagsservice machen und dann nötigenfalls früher schliessen.» Der Bundesrat wird am Freitag über die Massnahme entscheiden.