Maja Riniker ist höchste Schweizerin: Der Nationalrat hat die Aargauer FDP-Politikerin zur Nationalratspräsidentin gewählt. Seit 2019 sitzt sie im Nationalrat, doch ein Politneuling ist sie nicht: Bereits mit 17 Jahren redete sie in der Jugendsession in diesem Saal.
Die heute 46-Jährige beschäftigt sich also schon länger mit Politik. «Die Türe ist im richtigen Moment aufgegangen und ich habe die Möglichkeit gepackt», sagt Riniker. Die Wahl zur Nationalratspräsidentin sei zwar schnell angestanden. «Aber doch darf ich auf 20 Jahre politisches Engagement zurückblicken.»
Wahlkampf in der eigenen Fraktion
Mit ihrer politischen Erfahrung aus dem Aargauer Parlament konnte sie sich auch in Bern schnell durchsetzen und in der Sicherheitspolitik profilieren. Doch neben diesen Aspekten ist vor allem ein gutes Timing wichtig. Denn unter den Parteien gibt es eine Rotationsregel für das Nationalratspräsidium. Nun ist eben Rinikers FDP dran.
In ihrer Partei gebe es das ungeschriebene Gesetz, dass das Amt einmal in die Deutschschweiz und dann wieder in die Romandie gehen würde, führt Riniker aus. «Da das Amt nun der Deutschschweiz zugefallen ist, habe ich mich nach Abwägung der verschiedenen Optionen innerhalb der Fraktion für die Kandidatur entschieden.»
Gutes Timing allein genügt aber nicht. Wichtig ist auch ein hohes Ansehen in der Fraktion. Wer viele Gegenspieler in der Nationalratsfraktion hat, wird kaum Präsident oder Präsidentin. Riniker kann mit ihrer gewinnenden Art viele Menschen von sich überzeugen. Auch in der Partei ist ihr dies gelungen.
Sie habe im Vorfeld der Wahl mit allen Mitgliedern ihrer Fraktion gesprochen und versucht, ihre Kompetenzen und Motivation darzulegen. «Meine Familie unterstützt mich und ich konnte auch aufzeigen, dass ich das sprachliche Rüstzeug dafür habe, um durch die Welt zu reisen. Ich bin der Fraktion extrem dankbar, dass sie sich am Schluss für mich ausgesprochen hat.»
Es ziemt sich nicht, sich in diesem Amt politisch zu äussern.
Es braucht also ein gutes Timing, eine kommunikative Persönlichkeit und ein gutes Netzwerk, um höchste Schweizerin zu werden. Einen Haken hat dieses Amt jedoch: Ausser bei einem allfälligen Stichentscheid hat der oder die höchste Schweizerin in diesem Amtsjahr politisch nicht viel zu melden.
«Es ziemt sich auch nicht, sich in diesem Amt politisch zu äussern», sagt Riniker. «Die Rats- und Debattenleitung ist aber von so enormer Bedeutung, dass auch diese Funktion gelernt sein will.» Die entsprechende «Lehrzeit» habe sie als Vizepräsidentin des Rates in den letzten beiden Jahren auch bekommen.
(Noch) keine Bundesratsambitionen
Vielleicht fühlt sich die künftige Nationalratspräsidentin auch zu Höherem berufen. 27 der 202 bisherigen Nationalratspräsidenten wurden später in den Bundesrat gewählt. Die Chance beträgt also 13.3 Prozent, dass auch Riniker Bundesrätin wird. Sie ist also deutlich höher als bei allen anderen Parlamentarierinnen und Parlamentariern.
«Es kann durchaus sein, dass ich zu den rund 86 Prozent gehöre, die nicht Bundesrat oder Bundesrätin werden. Zurzeit steht das Thema überhaupt nicht auf der Agenda», sagt die Aargauerin. Sie wolle ein gutes und erfolgreiches Jahr als Nationalratspräsidenten hinlegen. «Alles Weitere wird die Zukunft zeigen.»
Nun wird sie also zuerst einmal höchste Schweizerin.