«Das wäre eine wunderbare Brötlistell. Hier wird ab und zu ein Picknick gemacht», sagt Matthias Messerli, Bereichsleiter des Werkshofs Baden, auf einem Rundgang auf dem Friedhof Liebefels in Baden. Auf dem Friedhof wird getrauert, den Verstorbenen gedacht, die Ruhe gesucht. Aber es gibt auf dem Friedhof Liebefels auch Joggerinnen, Spaziergänger und sogar ein Theater ist geplant – im Krematorium auf dem Friedhofsgelände.
Solange es nicht pietätlos ist, ist es kein Problem.
Gut so, findet Matthias Messerli. «Solange es nicht pietätlos ist, ist es kein Problem. Es darf einfach den Friedhofsbetrieb nicht stören», sagt er. Der Picknick-Platz ist im hinteren Teil des Friedhofs, fernab der Grabstätten. In Baden gibt es nur noch etwa fünf Prozent Erdbestattungen, klassische Urnenbestattungen betragen 10 Prozent. «Der Rest kommt in ein Gemeinschaftsgrab, in ein bestehendes Grab oder in den Parkwald», erzählt Messerli weiter.
Der Parkwald ist ein neuer Teil des Badener Friedhofs. Zwischen Bäumen und Wiesen wird die Asche der Verstorbenen vergraben. Auf Wunsch kann der Name der oder des Beerdigten auf einem Stahlgeländer eingraviert werden. Diese Art der Bestattung ist seit 2018 möglich. Schon vorher habe es Anfragen dafür gegeben, heisst es in Baden.
Ein Mann habe bei seinem Tod im Jahr 2016 den Wunsch nach dieser Art der Bestattung geäussert. Seine Angehörigen hätten sich richtig gefreut, als der Parkwald auf dem Friedhof die Beerdigung möglich machte, sagt Matthias Messerli auf dem Rundgang.
Dachs, Fuchs und Reh auf dem Friedhof
Der Friedhof als Ort der Tiere oder zum Verweilen in der Mittagspause? Während in Basel Rehe auf dem Friedhof die Natur schätzen gelernt haben, gibt es in der Region Zürich oder auch in Schaffhausen Friedhöfe, die für das Vorkommen von Glühwürmchen bekannt sind. Die Natur auf dem Friedhof ist kein neues Phänomen, allenfalls aber ihre Nutzung über die Trauerarbeit hinaus?
Naturbestattungen gibt es nicht nur in den Alpen oder auf Waldfriedhöfen, sondern seit ein paar Jahren also auch auf dem Stadtfriedhof in Baden. Die Nachfrage dafür scheint vorhanden. Dies bestätigt auch Peter Fluri, Co-Präsident des Naturfödervereins Solothurn und Gründer der Interessensgemeinschaft Friedhof Solothurn. «Viele Leute wollen lieber eine naturnahe Bestattung als eine Parzelle in Reih und Glied.»
Wenn Fluri an den Friedhof der Zukunft denkt, ist das gestiegene Bedürfnis nach Natur aber nur ein Aspekt. «Mehr Leben sollte eine Rolle spielen. Friedhöfe könnten ein Ort der Begegnung sein, wo die Leute spazieren und sich an die Verstorbenen erinnern, vielleicht auch lachen und Freude haben.» Weitere Ideen seien ein Friedhofscafé oder Picknickstellen. Im Vordergrund soll aber das Zusammenspiel mit der Natur stehen.
Für den Friedhof Solothurn wurde deshalb ein Masterplan erstellt, wo die Natur eine viel grössere Bedeutung erhält als heute. «Wir wollen wieder mehr Artenreichtum.» Das geht aber nicht von heute auf morgen und irritiert in Solothurn auch manche Friedhofsbesucherinnen. «In einem Friedhof erwartet man einen kurz geschnittenen Rasen. Manche Leute haben das Gefühl, wir haben den Unterhalt nicht richtig gemacht», erzählt Andreas Lenggenhager, Leiterin des Stadtbauamtes Solothurn. «Es braucht halt Zeit, bis es naturnah blüht.»