Für 1,9 Milliarden Franken hat die SBB 59 behindertenfreundliche Doppelstockzüge bestellt – mit jeweils 300 Sitzplätzen mehr als die heutigen Doppelstöcker. Dafür sei es höchste Zeit, findet Nationalrat Christian Lohr (CVP/TG).
Er hat mit den Behindertenorganisationen schon vor Jahren für mehr Platz für Menschen mit einer Behinderung in den neuen SBB-Zügen gekämpft:
«Diese Verzögerungen haben für uns zur Folge, dass letztlich dann wieder länger mit dem alten Material gefahren wird, welches nicht wirklich unseren Bedürfnissen entspricht.» Für Lohr geht es nicht an, dass man als SBB einen Grossauftrag erteilt und dann miterleben müsse, wie man da vorgeführt werde.
Auch Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamtes für Verkehr (BAV), ist unzufrieden mit der Situation: «Bombardier hat eine Offerte abgeliefert mit funktionsfähigen Zügen. Und dieses Versprechen hat Bombardier einzulösen.»
Bombardier spielt Ball zurück
In einem Schreiben der SBB an ihre Mitarbeiter heisst es: Die SBB rechne damit, dass die Bombardier-Züge in der zweiten Hälfte 2017 fahrtüchtig seien. Aber nur weil ein Zug zugelassen ist, heisst das noch nicht, dass er auch zuverlässig funktioniert. Zudem heisst es in dem Schreiben, dass die Züge zwar mit Fahrgästen verkehren, aber nicht fix im Fahrplan eingeplant sind.
Bis Ende 2017 würden bis zu 23 Züge geliefert, schreibt Bombardier auf Anfrage der «Tagesschau» und spielt den Ball zurück: Der Einsatz im Fahrplan sei natürlich Sache der SBB.
Verkehrskommission will Antworten
Nun wollen Politiker aktiv werden. «Die SBB und das Bundesamt für Verkehr (BAV) informieren sehr intransparent», sagt Nathalie Rickli, Präsidentin der Verkehrskommission des Nationalrats. «Es ist unklar, was das für Kostenfolgen hat, was für Auswirkungen auf den Fahrplanwechsel und auf die Passagiere.»
Sie werde der SBB und dem BAV einen Brief schreiben und Antworten einfordern. Zuerst schriftlich und im Frühling würden die Zuständigen in die Verkehrskommission eingeladen.