In den Schweizer Bergen sind aktuell rund 30 grosse Solaranlagen geplant. Am weitesten fortgeschritten sind die Projekte in Graubünden: In Klosters und Sedrun ist je eine Anlage im Bau, in Tujetsch beginnen die Arbeiten nach der Schneeschmelze und zwei weitere Anlagen in der Surselva verfügen über rechtskräftige Baubewilligungen.
Entscheidend sind Standorte
Dass der «Solarexpress» vor allem in Graubünden Gestalt annimmt, hat mit den jeweiligen Standorten dieser Anlagen zu tun. «Alle Projekte sind in Lagen, die bereits erschlossen sind», erklärt Richard Atzmüller, Leiter des kantonalen Amtes für Raumentwicklung. So sind die Anlagen etwa in Skigebieten geplant, und es hat in unmittelbarer Nähe bestehende Infrastruktur wie Stromleitungen oder Strassen.
Ein entscheidender Faktor kommt hinzu: Weil diese Solaranlagen nicht in unberührter Landschaft stehen, ist auch der Widerstand der Naturschutzorganisationen gering. Dementsprechend werden die Vorhaben nicht durch Einsprachen blockiert.
Romed Aschwanden, Geschäftsleiter von WWF Zentralschweiz und zuständig für das Dossier der alpinen Solaranlagen sagt: «Ein guter Standort heisst, er ist ausreichend erschlossen, ist punkto Sonneneinstrahlung geeignet und tangiert keine wertvollen Flächen.» Das treffe auf die erwähnten Projekte im Kanton Graubünden zu, gelte aber auch andernorts.
Ähnlich sieht es in den Kantonen Bern und Uri aus: Insgesamt sind drei Anlagen bewilligt, wobei in Bern gegen ein Projekt eine Einsprache vor Gericht hängig ist.
Schleppende Verfahren im Wallis
Anders die Situation im Kanton Wallis. Dort verfügt bislang kein Vorhaben über eine rechtskräftige Bewilligung. Der Rückstand erklärt sich unter anderem damit, dass einige Projekte technisch sehr anspruchsvoll oder umstritten sind.
Namentlich das Vorhaben in Grengiols, das im Landschaftspark Binntal geplant ist, sorgt für Kritik. «Im Wallis gab es Projekte, die mit einer gewissen Provokationslust geplant wurden», meint Romed Aschwanden vom WWF. Deshalb wehren sich nun Naturschutzorganisationen gegen diese Vorhaben. Andere Projekte seien hingegen «umsichtig» geplant worden, so Aschwanden weiter. Dazu zähle etwa das Vorhaben am Nufenenpass.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Allerdings gibt es noch andere Erklärungen, wieso der «Solarexpress» im Wallis nur schleppend voran kommt. Die Kantonale Baukommission als Bewilligungsbehörde teilt mit, dass die Dossiers teilweise nicht vollständig gewesen seien oder Projektträger «mangelnde Kenntnis der geltenden Gesetze» gehabt hätten. Insgesamt sei der Bearbeitungsprozess aber nicht länger als in anderen Kantonen, betont die Kommission.
Beat Rieder, Walliser Ständerat der Mitte-Partei und einer der geistigen Väter des «Solarexpresses», kritisiert hingegen die Behörden. Im September 2024 sagte er gegenüber Radio SRF, dass «Teile der Verwaltung diesen Projekten nicht so positiv gegenüberstehen» und «die Ansprüche der Bewilligungsbehörden an die Initianten enorm» seien.
Fakt ist, dass die nun beschlossene Verlängerung des «Solarexpresses» insbesondere den Walliser Projekten entgegenkommt und ihnen Zeit für den Bau verschafft. Ohne diesen Schritt könnten sie die ursprüngliche Frist von Ende 2025 nicht einhalten. Das ist insofern bemerkenswert, als dass der «Solarexpress» ursprünglich einer Walliser Idee entspringt.