- Indem sie Telefonkunden unter falschen Nummern anrufen, ergaunern Betrüger aus dem Ausland Geld. Dieses Verstecken hinter fremden Telefonnummern nennt sich Spoofing.
- Ihre Methoden werden immer dreister. Die neuste Masche: Betrüger haben die Nummer der Swisscom-Helpline gekapert und so Kunden hereingelegt.
- Swisscom spricht von einer Welle mit mehreren Betroffenen.
- Dem Spoofing will der Bund nun mit einer Gesetzesänderung beikommen.
«Kassensturz»-Zuschauer Alexander Knoll staunte, als ihn bei einem Herbstspaziergang eine Frau anrief, die sich als Mitarbeiterin von Swisscom ausgab. Ihre Telefonnummer begann mit 062, «Swisscom Hotline» stand auf dem Handydisplay von Alexander Knoll.
Die Frau behauptete, er sei Opfer eines Betrugs geworden, sie könne ihm jedoch helfen. Betrüger hätten in seinem Namen Bestellungen ausgeführt, sagte die Frau. Sie forderte ihn auf, seinen SMS-Eingang zu überprüfen. Tatsächlich fand er SMS mit Geldbeträgen und Pinnummern. Das überzeugte ihn.
Falsche Swisscom-Mitarbeiterin ergaunert 271 Franken
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Er folgte den Anweisungen, die ihm die angebliche Swisscom-Mitarbeiterin gab, las ihr die SMS vor, gab ihr die Codes bekannt. «Auf dem Heimweg hatte ich ein komisches Gefühl», sagt Alexander Knoll. Er machte sich im Internet kundig und erfuhr so, dass er über den Tisch gezogen worden war.
Die dreiste Anruferin hatte auf den Internetseiten Mmoga und Holyo eingekauft. Das sind Plattformen, die Guthaben für Internetspiele anbieten. Bezahlbar mit Kreditkarte oder mit dem Handy. Dabei tippten die Betrüger die Nummer von Alexander Knoll ein. Dieser bekam eine SMS auf sein Handy mit einem Code, mit dem man die Zahlung bestätigt. Die Frau legte Alexander Knoll gezielt herein und entlockte ihm so mehrere Codes.
Indem Alexander Knoll die Codes der angeblichen Swisscom-Mitarbeiterin mitteilte, bezahlte er deren Einkäufe für insgesamt 271 Franken. «Für mich ist unglaublich, dass Betrüger eine seriöse Hotline missbrauchen!», ärgert sich Knoll.
Ein Computer generiert falsche Nummern
Swisscom-Sprecherin Annina Merk sagt, Alexander Knoll sei kein Einzelfall. Seit mehreren Wochen sei die Swisscom mit solchen Betrügereien konfrontiert. «Diese fiese Betrugsmasche heisst Spoofing, damit wird eine falsche Nummer vorgetäuscht und dem Kunden suggeriert, es werde ein Problem gelöst, das jedoch erst mit dem Anruf entsteht.» Die Swisscom habe damit nichts zu tun.
Spoofing heisst täuschen. Früher rief eine Person eine andere an. Auf dem Bildschirm erschien die Nummer des Anrufers. Heute kann ein Anrufer einen Computer dazwischenschalten und damit beliebig wählen, welche Nummer beim Angerufenen erscheinen soll. So ist es möglich, dass bei Anrufen aus dem Ausland eine Schweizer Nummer erscheint. Sogar – wie im Fall von Alexander Knoll – die Nummer des Swisscom-Kundendienstes «Priorité».
Filter sollen es richten
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Betrug mit Spoofing ist ein bekanntes Phänomen, das viele Konsumenten verärgert. Jetzt wird die Behörde aktiv. Per Gesetz: «Gegen den Umstand, dass die Leute Absender fälschen, können wir nichts machen, das passiert im Internet, häufig im Ausland», sagt Matthias Hürlimann vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom). «Wo der Bundesrat in der Fernmeldegesetzrevision ansetzt, ist bei der Filterung. Anrufe müssen bekämpft werden, sodass sie gar nicht zu den Leuten durchkommen.» Ob damit auch solch dreiste Betrüger wie im Fall von Alexander Knoll gestoppt werden können, bezweifelt Hürlimann. «Wer Spoofing betreibt und Nummern ohne Nutzungsrecht benützt, wechselt die Nummer auch immer wieder. Die Filter müssen sich permanent anpassen können.» Es sei ein Katz- und Mausspiel.
Alexander Knoll kommt mit einem Schrecken davon: Er muss die 271 Franken nicht bezahlen, die Swisscom hat den Betrag von seiner Telefonrechnung abgezogen.